oder:

Errettet das Nachsprechen eines vorformulierten Gebets?

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 Das „Übergabegebet“ – ein evangelikales Sakrament?
oder:
Errettet das Nachsprechen eines vorformulierten Gebets?

Patrick Tschui

1. Auflage 2015
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Die Bibelzitate sind der Schlachterbibel, Version 2000 entnommen.

Inhalt

Einleitung und Problemanzeige
Was ist ein „Übergabegebet“?
Was sagt die Bibel zum „Übergabegebet“?
Betrachtung einiger Bibelstellen, die als Beleg für ein „Übergabegebet“ gebraucht werden
Die Herkunft des „Übergabegebets“
Gott persönlich kennenlernen (Die Vier geistlichen Gesetze)
Gefahren des „Übergabegebets“
Was ist NICHT falsch?
Fragen und Einwände
Aber es sind doch nicht alle verloren, die ein solches „Übergabegebet“ gesprochen haben?
Muss man nicht ein paar falsche Bekehrungen in Kauf nehmen, wenn doch durch das „Übergabegebet“ auch Menschen wirklich errettet werden?
Warum ist das „Übergabegebet“ heute so beliebt?
Zurück zum biblischen Vorbild
Abschliessende Gedanken
Anhang: Die Allgenügsamkeit des Wortes Gottes
Literaturangaben

Einleitung und Problemanzeige


Es ist kein Geheimnis, und auch nichts Neues, dass viele Menschen, die sich an einer Evangelisation „für Jesus entscheiden“ oder ein „Übergabegebet“
nachsprechen, kurze Zeit später nicht mehr bei den Gläubigen zu finden sind, ja vom Glauben überhaupt nichts mehr wissen wollen.

Schon 1977 berichtete die Zeitschrift „Eternity Magazine“, dass von 4106 Menschen, die an einer Grossevangelisation eine Entscheidung trafen, nur 3%
anschliessend eine der 178 Gemeinden besuchten, die den Anlass miteinander organisiert hatten. Die Evangelisation brachte demnach 398 Rückfällige hervor! (1)

Viele Gemeinden können von ähnlichen Erfahrungen berichten.


Aus dem Jahr 2003 stammen Umfrage-Ergebnisse, wonach sich jeder dritte US-Amerikaner als „wiedergeboren“ bezeichnet. Diese Menschen glauben, in den Himmel zu kommen, weil sie „Jesus angenommen“ haben. Allerdings haben weitere Fragen innerhalb dieser Gruppe der „Wiedergeborenen“ auch Folgendes ergeben:


26% von ihnen glauben, dass alle Religionen mehr oder weniger gleich seien
50% glauben durch gute Werke in den Himmel zu kommen
35% glauben nicht, dass Jesus leiblich auferstanden ist
45% glauben nicht, dass Satan existiert
10% glauben an Reinkarnation
29% glauben, dass man mit Toten reden könne


Beschämenderweise ist es ein weltliches Magazin, das die Evangelikalen unter der Überschrift „Ungläubige Wiedergeborene“ ermahnt:
„Manchmal fordern Prediger die Leute auf, 'Jesus in ihr Herz einzuladen', ohne zu verkündigen, wer Jesus ist und was er für Sünder getan hat. Das
ist Evangelisation, die vergisst, das Evangelium zu predigen. Das Ergebnis werden 'unevangelikale Wiedergeborene' sein."
Die Sache ist aber noch schlimmer: Es sind „nicht wiedergeborene Gläubige“. (2)

Das „Übergabegebet“ wird zwar in dem genannten Beispiel und der obigen Umfrage nicht explizit erwähnt. Ich bin aber überzeugt, dass es eines der
wesentlichen Probleme heutiger Evangeliumsverkündigung ist und möchte es in dieser Schrift näher beleuchten.

So genannte „Übergabegebete“ werden nicht nur bei evangelistischen Veranstaltungen verwendet; man findet sie auch in unzähligen evangelistischen Traktaten und Büchern sowie auf christlichen Homepages. Fast alle evangelischen und charismatischen Denominationen, fast alle christlichen Werke und Initiativen arbeiten heute mit dieser Methode. Viele Christen können sich kaum mehr vorstellen, wie jemand errettet werden kann, ohne ein „Übergabegebet“ zu sprechen.

Tatsache ist jedoch, dass diese Praxis in den ersten 1900 Jahren der Kirchengeschichte unbekannt war. Sie hat sich erst im letzten Jahrhundert verbreitet, wie im Abschnitt über die Herkunft des „Übergabegebets“ deutlich werden wird.

Mein wichtigstes Anliegen ist es jedoch, das Phänomen ins Licht der Bibel zu stellen. Sie ist unsere letzte Instanz, um zu erkennen, was Gott über ein bestimmtes Thema denkt.

Im Anhang schliesslich geht es um die wichtige, heute oft vernachlässigte Lehre der „Allgenügsamkeit des Wortes Gottes”.

Was ist ein „Übergabegebet“?

Allgemein wird darunter ein vorformuliertes Gebet verstanden, das der Ungläubige nachsprechen soll, um errettet zu werden. Normalerweise geht eine
(mehr oder weniger ausführliche) Präsentation des Evangeliums voraus, an deren Ende der Zuhörer aufgefordert wird, ein „Übergabegebet“ nachzusprechen. (Manchmal wird dies auch „Anfangsgebet“ oder „Lebensübergabegebet“ genannt.)

Hier ein Beispiel:
„Vater im Himmel, mir ist klar geworden, dass ich mein Leben selbst bestimmt habe und von dir getrennt bin. Vergib mir meine Schuld. Danke, dass du meine Sünden vergeben hast, weil Christus für mich gestorben und mein Erlöser geworden ist. Herr Jesus, bitte übernimm die Herrschaft in meinem Leben und verändere mich so, wie du mich haben willst.“ (3)

Das Sprechen eines „Übergabegebetes“ wird mit der Errettung gleichgesetzt:


„Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie je wirklich an Jesus geglaubt haben, dann können Sie das folgende Gebet sprechen. Es kann zum Start für Ihr
Leben als Christ werden. Sie können dadurch alles empfangen, was Christus durch seinen Tod bewirkt hat.“ (4)

Dass Menschen ein „Übergabegebet“ sprechen, ist vielerorts das Ziel der Evangeliumsverkündigung und wird als Höhepunkt eines evangelistischen Gespräches angestrebt.

Was sagt die Bibel zum „Übergabegebet“?

Es sollte uns zum Nachdenken bringen, dass wir bei unserer Suche in der Bibel nirgends auf ein „Übergabegebet“ stossen. Weder Jesus Christus, noch einer der Apostel noch irgendein Evangelist in der Bibel hat einem Suchenden ein „Übergabegebet“ vorgelegt. Keine Bibelstelle lehrt, man müsse mit Ungläubigen ein „Übergabegebet“ sprechen, und keine Bibelstelle fordert irgendjemanden auf, jemandem ein Gebet nachzusprechen. Betrachtung einiger Bibelstellen, die als Beleg für ein „Übergabegebet“ gebraucht werden


Obwohl die Bibel nirgends von einem „Übergabegebet“ spricht, wird versucht, diese Praxis biblisch zu belegen. Folgende Bibelstellen werden dabei u.a.
angeführt:
Joh 1,12: „... so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“
Das Wort „aufnehmen“ bezieht sich auf die Reaktion der Menschen, als Jesus
Christus in diese Welt, und speziell zu den Juden gekommen ist. Sie (seine
Geschöpfe, bzw. sein Volk) nahmen ihn nicht an (= akzeptierten, anerkannten
ihn nicht), als er als Schöpfer, bzw. König und Messias in ihre Mitte kam. In Vers
11 steht „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an.“ (Die Zeitform
ist Vergangenheit!) Die Seinen waren die Juden. Als ganze Volksgemeinschaft
nahmen sie ihn nicht an, aber wie es in Vers 12 steht, gab es einige („so viele
aber“), die an ihn als den schon im Alten Testament verheissenen Messias und
König glaubten.
Das Wort „aufnehmen“ hat nichts mit einem geheimnisvollen „ins Herz
aufnehmen“, „hineinlassen“ oder dem Nachsprechen eines „Übergabegebets“ zu
tun. Auch Vers 13 bestätigt, dass die Errettung eben gerade nicht durch den
menschlichen Willen geschieht, sondern dass es Gott ist, der allein zu erretten
vermag.
1Jo 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht,
dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Diese Bibelstelle richtet sich, wie schon die ersten Verse des Johannesbriefes
zeigen, an Gläubige und nicht an Ungläubige. Der Apostel Johannes schliesst
sich mit dem „wir“ in der Aussage mit ein. Katholiken bekennen ihre Sünden
sehr oft – entweder Gott oder einem Priester gegenüber. Aber trotz ihrem
häufigen Sündenbekennen sind Katholiken nicht errettet, wenn sie weiterhin auf
die Kirche, gute Werke und die Fürbitte Marias vertrauen, um errettet zu
werden.

Das Sündenbekenntnis in 1. Johannes 1,9 dient nicht der Errettung, sondern der Wiederherstellung der Gemeinschaft des Gläubigen mit Gott.
Offb 3,20: „Siehe ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen
und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir.“
Dieser Vers ist Teil der sieben Sendschreiben an die Gemeinden in Kleinasien.
Hier spricht der Herr zu den Gläubigen in der Gemeinde von Laodizäa. Er
fordert sie auf, Busse zu tun über die Dinge, die er ihnen in den Versen 15-18 zur
Last legt.
Dass Er sich nicht an Ungläubige richtet, um ihnen zu sagen, was sie tun
müssen, um errettet zu werden, wird deutlich, wenn wir den vorangehenden
Vers 19 mit einer Stelle aus dem Hebräerbrief vergleichen:
„Alle, die ich lieb habe, die überführe und züchtige ich“ (Offb 3,19).
„Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er
annimmt. Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne“
(Hebr 12,6-8).
Die Züchtigung betrifft Gläubige!
Die Tür, vor welcher der Herr Jesus steht, ist nicht eine mystische „Herzenstür“,
sondern der Zugang zu den Gläubigen in Laodizäa (siehe die Bedeutung von
„Tür“ in Offb 3,8; 4,1). Er möchte wieder in ihrer Mitte sein, aber das ist nur
möglich, wenn die Einzelnen Busse tun und sich von ihrer Lauheit abwenden.5
Zudem sagt Christus: „zu dem werde ich hineingehen“ nicht: „in den werde ich
hineingehen“.
Das gemeinsame Abendbrot spricht von gegenseitiger Gemeinschaft („er mit
mir“), nicht von Errettung. Das Abendbrot wird auch nicht im Herzen gegessen.
Ja, die Bibel spricht in Epheser 3,17 davon, „dass der Christus durch den Glauben
in euren Herzen wohne“, doch nirgends werden Sünder dazu aufgefordert, Jesus
in ihr Herz hinein zu bitten, um gerettet zu werden (vgl. auch Kol 3,16).
Röm 10,9-10: „... dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn
bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten
auferweckt hat, du errettet werden wirst. Denn mit dem Herzen wird
geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber wird bekannt zum
Heil.“
Röm 10,13 (vgl. Apg 2,21): „denn jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“


Die Kapitel 9 – 11 im Römerbrief fokussieren auf das Volk Israel. Das Volk Israel ist zwar erwählt (Röm 9), lehnt aber den Messias ab (Röm 10). Israel wird aber in Zukunft errettet werden (Röm 11). Paulus schreibt an Juden, die versuchen, durch Werke gerecht zu werden statt durch Glauben (9,32-33) und belehrt sie, dass die Errettung nicht nicht darin besteht, dass sie sich zu Gott bekennen (was die Juden taten), sondern dass es der Glaube, bzw. das Bekenntnis zu seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus, seinem Tod und seiner Auferstehung ist, wodurch die Errettung bewirkt wird. „Bekennen“ und „Glauben“ werden in Vers 9 gleichgesetzt!

Der „Name“ steht für alles, was eine Person ist: Gott, Schöpfer, usw. sowie für das, was Er getan hat. Nur wer diesem Gott und seinem Rettungswerk glaubt, wird ihn auch von Herzen anrufen und als Folge davon gerettet werden. Das ist etwas ganz anderes, als ein paar vorgegebene Sätze nachzusprechen. Lk 18,13: „Der Zöllner aber, von fern stehend, wollte nicht einmal die Augen aufheben zum Himmel, sondern schlug sich an die Brust und sprach: O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“
Nun, es ist nicht falsch, dass sich der Sünder an den Herrn Jesus Christus wendet, wo sonst sollte er Rettung finden? Dies ist aber etwas anderes, als ein vorformuliertes Gebet einfach nachzusprechen. Man beachte auch den Unterschied im Inhalt des Gebets des Zöllners und des „Übergabegebetes“!
Zudem konnte der Zöllner – im Gegensatz zu uns – noch nicht auf das vollbrachte Werk am Kreuz zurückblicken und bat deshalb um Gnade. Seit Golgatha ist die Gnade für jeden da, der dies im Glauben erkennt. Die Antwort des Glaubens ist nicht Bitten, sondern Danken!
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Woher kommt nun aber das „Übergabegebet“, wenn es sich gar nicht in der Bibel findet und wie kam es, dass es heute so weit verbreitet ist? Dieser Frage wollen wir als nächstes nachgehen.

Die Herkunft des „Übergabegebets“

Viele der Methoden, die heute in der Evangeliumsverkündigung angewandt werden, darunter auch das „Übergabegebet“, finden wir weder in der Bibel, noch in den ersten gut 1800 Jahren der Christenheit.

Der heutigen Situation ging eine Entwicklung von etwa 200 Jahren voraus.
Um 1800 wurde zunächst die „Bussbank“ eingeführt, eine Bank vorne im Saal, zu der die bussfertigen Sünder kommen sollten.
Die Bussbank wurde auch von Charles Finney (1792-1875) verwendet und durch
andere so genannte „neue Massnahmen“ (engl. „new measures“) ergänzt.
Obwohl zu jener Zeit umstritten, setzten sie sich schliesslich durch.6
Finney rechtfertigte sich:
„Die Kirche hat zu allen Zeiten die Notwendigkeit empfunden, etwas
Derartiges zu haben ... In den Tagen der Apostel war es die Taufe. Zuerst
wurde den Leuten das Evangelium verkündigt, und danach wurden
diejenigen, die bereit waren, sich auf Jesu Seite zu stellen, aufgefordert,
sich taufen zu lassen. Wie heutzutage die Bussbank, so hatte damals die
Taufe den Zweck eines öffentlichen Bekenntnisses für die, die sich für
Christus entschieden hatten.“ 7
Finney ersetzte die biblische Taufe also kurzerhand durch die Bussbank.
Er glaubte ausserdem, dass es an ihm und seinen Methoden liege, den Sünder
vom Evangelium zu überzeugen. Für ihn war auch eine Erweckung kein Wunder,
sondern etwas Machbares:
„... eine Erweckung ist kein besonderes Wunder, oder Folge eines
Wunders, sondern einfach das Resultat einer richtigen Anwendung der uns
von Gott zur Verfügung gestellten Kräfte (wie jedes andere durch den
Gebrauch gewisser Mittel erzielte Ergebnis) ... Ich habe gesagt, dass eine
Erweckung nur das Resultat des richtigen Gebrauchs der geeigneten Mittel
ist.“ 8
Dwight L. Moody (1837-1899) verwendete bei seinen Evangelisationen auch die
Methode, Menschen „nach vorne zu rufen“ (Altarruf). Dieser Altarruf kann als
Vorläufer des „Übergabegebets“ betrachtet werden. Als einer der ersten Evangelisten
setzte er auch Musik ein. Dazu half ihm der Sänger und Musiker Ira
Sankey.
Billy Sunday (1862-1935) rief die Leute nach der Evangelisation nicht nur nach
vorne, sondern sagte ihnen auch, dass sie seine Hand schütteln sollten als
Zeichen ihrer Bekehrung.
„Er konnte in 60 Sekunden 84 Leuten die Hand schütteln. Er brauchte dazu
beide Hände und liess die Leute auf beiden Seiten anstehen. Diejenigen,
die nach vorne kamen, erhielten eine Karte, auf welcher stand: 'Mit diesem
Akt des Nach-vorne-Kommens ... Sie sind nun ein Kind Gottes geworden
und haben ewiges Leben.'“9
Seine Aufrufe wurden ebenfalls durch Musik untermalt.

Billy Graham (1918- ) sah das Problem bei Billy Sunday, der alle für gläubig
erklärte, die nach vorne kamen. Er entwickelte die nach ihm benannte „Graham-
Formel“ wonach anschliessend an die Verkündigung noch ein Gespräch mit
einem Seelsorger sowie eine Nacharbeit folgen musste. Er musste jedoch
eingestehen, dass trotz diesen standardisierten Zusatzbemühungen nur etwa ein
Viertel aller Entscheidungen echt war. 10
Hier zwei Zitate über die Methoden bei Billy Graham:
„Als [er] eine Veranstaltung der Billy Graham Kampagne besuchte, eilte er
bei dem Aufruf nach vorne und traf seine Entscheidung im Gebetsraum der
Canvas Cathedral.“
„Mehr als 2000 knieten vor der Kanzel nieder und entschieden sich für Christus.“ (11)
Schon Whitefield und Wesley predigten vor grossen Menschenmassen. Das
damalige Vertrauen in die Wirksamkeit des Wortes Gottes (Röm 10,17) und des
Heiligen Geistes (Joh 16,8) wurde seither leider immer mehr durch menschliche
Methoden ersetzt. Dazu gehören auch Aufrufe aufzustehen, die Hand zu erheben
oder Entscheidungskarten zu unterschreiben.
Der geschichtliche Rückblick zeigt, dass das „Übergabegebet“ zunächst in den
„Seelsorgeräumen“ (inquiry-rooms) verwendet wurde, im Anschluss an ein Gespräch,
in welchem der Zustand des Sünders erkundet wurde. Auch dem Nachvorne-
Kommen folgte ursprünglich ein Gespräch im Seelsorgeraum. Im 20. Jahrhundert
nahmen diese Methoden massiv zu, speziell seit dem Ende des 2. Weltkriegs.
Massgeblichen Einfluss zur Verbreitung des „Übergabegebets“ in der ganzen
Welt hatte neben Billy Graham („Schritte zum Frieden mit Gott“) auch Bill
Bright von „Campus für Christus“12 mit seinen „4 geistlichen Gesetzen“ (auch
„Gott persönlich kennenlernen“ genannt).

Gott persönlich kennenlernen (Die Vier geistlichen Gesetze)

Das „Übergabegebet“, das in diesem Traktat enthalten ist, ist wohl das am weitesten verbreitete. 1952 erschien eine Vorgängerversion unter dem Titel „Gottes Plan für Ihr Leben“.(13)

Die nächste Version – „Die vier geistlichen Gesetze“ – wurde mehr als 2 Milliarden Mal hergestellt und in über 140 Sprachen übersetzt.

Es wendet sich mit folgenden Anfangsworten an die unerretteten Menschen:
„Gott liebt Sie und hat einen Plan für Ihr Leben.“
Dieses Traktat hat auch seinerseits eine Entwicklung erfahren:

„Bill Bright, der Verfasser dieser 'Vier geistlichen Gesetze', gibt zu, dass er mit seinem Gewissen ringen musste, als er das Heft so änderte, dass es mit einer positiven Aussage begann. Ja, damals sagte ihm sogar eine seiner eigenen Töchter, sie spüre, dass er auf einen falschen Weg gekommen sei. Als Bill Bright 1958 die erste Ausgabe des evangelistischen Heftes schrieb, begann dieses mit der Sünde des Menschen und seiner Trennung von Gott. Aber als das Traktat ein paar Jahre später, anfangs der 60er Jahre überarbeitet wurde, änderte er dies, damit es nicht so negativ
sei. Hören wir, was er selber darüber schrieb: „Ursprünglich betonte unser erstes Gesetz die Sünde des Menschen, aber der Herr machte mir klar, dass ich Gottes Liebe in den Vordergrund stellen sollte. Diese Änderung kam, als wir gerade zum Drucker gehen wollten. Ich hatte meine letzten Korrekturen
vorgenommen und liess meine Frau Vonette und die Töchter alles fertig abtippen. Da ich müde war von einer langen Reise und es schon spät war, ging ich nach oben und legte mich ins Bett. Ich war gerade am Einschlafen, da kam, klar wie ein Glockenschlag, der Gedanke in mein Bewusstsein, dass etwas falsch daran sei, die Vier Gesetze mit der negativen Aussage über die Sündhaftigkeit des Menschen zu beginnen … Ich spürte, dass nur wenige Menschen Christus ablehnen würden, wenn sie wirklich verstehen, wie sehr Er sie liebt und wie sehr Er für sie besorgt ist.


So stand ich wieder auf und rief Vonette und den Mädchen die Treppe hinunter zu, dass sie die Vorlage so ändern sollten, dass das erste Gesetz lautet: „Gott liebt Sie und hat einen Plan für Ihr Leben“, und nicht mehr: „Sie sind ein Sünder und deshalb getrennt von Gott.“ … So kam es, dass die Vier Geistlichen Gesetze mit der positiven Aussage über Gottes Liebe und seinen Plan beginnen.


Einige Zeit später sagte mir eine meiner Töchter: „Ich war so betrübt über deine Änderungen im Aufbau des Traktates, dass ich in jener Nacht weinte. Ich befürchtete, dass du das Evangelium zu verwässern begännest und dass du dem Herrn nicht mehr treu seist, weil du, statt der Sündhaftigkeit des Menschen, die Liebe Gottes so stark in den Vordergrund stelltest. Jetzt im Rückblick erkenne ich natürlich, dass diese Änderung etwas vom Grössten in der Geschichte von Campus für Christus war.“ (14)

Gefahren des „Übergabegebets“


Fälschlicherweise wird davon ausgegangen, dass jemand dadurch errettet wird, dass er Dinge tut, wie ein „Übergabegebet“ nachsprechen, bei einer evangelistischen Veranstaltung nach vorne gehen, eine Entscheidungskarte unterschreiben, die Hand heben, „Jesus das Leben übergeben“, „Jesus ins Herz aufnehmen“ oder ins „Leben einladen“. Auch die Formulierung „sich für Jesus entscheiden“ wird oft gebraucht. Den Menschen, die einen solchen „Schritt“ getan haben, wird zugesprochen und versichert, dass sie nun errettet sind. Das kann schwerwiegende Folgen haben:

• Viele Christen leiden unter Zweifeln, ob sie sich richtig bekehrt haben. Sie fragen sich, ob sie „es“ richtig gemacht haben. Manche wiederholen das
„Übergabegebet“ unzählige Male oder gehen immer wieder in Evangelisationen nach vorne. Die Errettung bekommen wir aber nicht, indem wir etwas tun, sondern indem wir glauben, was der Herr Jesus tat.
• „Übergabegebete“ wecken die irrige Meinung, dass man etwas tun müsse, um errettet zu werden, anstatt alleine auf das vollbrachte Werk des Herrn
Jesus Christus zu vertrauen. So wird auch im Büchlein „Gott persönlich kennenlernen“, S. 12 gefragt: „Möchten Sie das jetzt tun?“ (Vielleicht ist dies
auch eine gedankenlose Verwendung des Verbs „tun“, aber genau hier liegt eines der Probleme).
• Es besteht eine grosse Gefahr, dass man etwas äusserlich tut, ohne die wahre Bedeutung verstanden zu haben und im Glauben zu erfassen.
• Wer meint, durch ein „Übergabegebet“ Christ geworden zu sein, wird seine Errettung dem Sprechen dieses Gebets zuschreiben anstatt dem vollbrachten Werk des Herrn Jesus Christus. Er glaubt somit nicht an den von Gott gesandten Erlöser, sondern an das, was er selber getan hat.
• Menschen, die ein „Übergabegebet“ nachgesprochen haben, sehen sich
dann als Christen, obwohl sie möglicherweise immer noch auf dem Weg in
die Hölle sind. Sie reagieren nicht mehr auf Aufrufe zu wirklicher Bekehrung,
da sie „den Schritt“ ja schon „getan“ haben. Sie sind immun geworden!
• Wenn Menschen ein „Übergabegebet“ gesprochen haben, aber anschliessend
nichts von einem neuen Leben merken, verhärten sie sich und
wenden sich ab, weil „es“ nicht funktioniert hat. Sie fühlen sich betrogen, da ihnen etwas versprochen wurde, was sich nicht als wahr erwies.
• Die Gemeinden geben sich grosse Mühe mit der Nacharbeit an Menschen, die als errettet angesehen werden, aber in Wirklichkeit nicht wiedergeboren sind.
• Wenn sich Menschen der Gemeinde anschliessen, die gar nicht errettet sind, besteht zudem die Gefahr, dass die Gemeinde verweltlicht wird. Mit der Zeit wird man die Gottesdienste diesen Menschen anpassen, damit sie in der Gemeinde bleiben.
• Es ist irreführend damit zu prahlen, dass so und so viele Menschen gerettet
wurden, wo sie doch nur ein Gebet nachgesprochen haben oder in einer
Versammlung nach vorne gekommen sind. Wie oft hört man nach
Evangelisationen, dass so und so viele Menschen errettet wurden. Dabei lässt sich nur zählen, wie viele äusserlich eine „Entscheidung für Jesus“
bekundet, bzw. ein „Übergabegebet“ nachgesprochen haben, nicht aber, was wirklich in den Herzen geschehen ist.

Was ist NICHT falsch?

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, versuche ich so klar wie möglich zu formulieren, was nicht falsch ist. Auch ich möchte – und gerade darum schreibe ich diese Arbeit – dass Menschen errettet werden.
• Es ist nicht falsch das Evangelium zu verkündigen.
• Es ist nicht falsch, Menschen aufzufordern, zum Herrn Jesus Christus umzukehren und an sein Erlösungswerk zu glauben. Der Ungläubige soll sich dabei an den Herrn Jesus Christus wenden – nicht an einen Menschen.
• Es ist nicht falsch zu beten.
• Falsch ist dagegen das Nachsprechen eines vorformulierten Gebetes. Wieso muss man einem Menschen ein solches überhaupt vorsagen? Wenn der
Heilige Geist von Sünde überführt hat und der Verlorene den einzigen Retter erkannt hat, dann wird er mit unvollkommenen aber ehrlichen eigenen Worten selber zu Ihm rufen.

Fragen und Einwände

Aber es sind doch nicht alle verloren, die ein solches „Übergabegebet“ gesprochen haben?
Natürlich nicht, aber es ist nicht das „Übergabegebet“, das sie errettet, sondern der Glaube an Jesus Christus. Nicht ihr eigenes „Tun“ rettet sie, sondern das, was Jesus Christus für sie tat. Auf dieses Werk am Kreuz muss sich der Glaube beziehen!
Muss man nicht ein paar falsche Bekehrungen in Kauf nehmen, wenn doch durch das „Übergabegebet“ auch Menschen wirklich errettet werden?
Nein, denn wie oben aufgezeigt, ist der Schaden für die Menschen, die ein „Übergabegebet“ ohne Glauben an den Herrn Jesus Christus nachgebetet haben, zu gravierend.
Warum ist das „Übergabegebet“ heute so beliebt?
Ich denke, dass die meisten diese Praxis übernommen haben, ohne sie am Wort Gottes zu überprüfen. Schliesslich verwenden sie ja „alle“, auch bekannte Evangelisten wie Billy Graham und Bill Bright arbeiteten damit und viele Menschen kommen zum Glauben (?), so muss es doch richtig sein. (pragmatisches Denken!).

Ausserdem kommt das „Übergabegebet“ dem heutigen Denken entgegen: Das Rezept ist einfach, schnell, oberflächlich, sozusagen pfannenfertig (geistliches „fast food“). Jeder kann ohne viel über die Bibel zu wissen zum Evangelisten werden. Gerade auch die überkonfessionellen Anlässe haben zu den vereinheitlichten Abläufen und Formulierungen beigetragen. Leider wird die Gemeinde auch immer mehr von Marketing und Business beeinflusst. Wie in der Geschäftswelt will man den „Deal abschliessen“.

Das „Übergabegebet“ ist eine einfache Sache für den Ungläubigen. Hier ein Beispiel vom „Alpha-Kurs“:

„Am Tag über den „Heiligen Geist“ betete ich ein Gebet, um Jesus als meinen Erlöser anzunehmen. Es war so einfach zu sprechen, und ich wurde mächtig vom Geist berührt.“ (15)
Und es scheint zu wirken. Man sieht den Erfolg – sofort.
Es ist schwierig, liebgewonnene Gewohnheiten wieder über Bord zu werfen, aber können wir etwas nur deshalb weiter anwenden, weil wir es gewohnt sind – wissend, dass wir Menschen dabei in die Irre führen?!

Zurück zum biblischen Vorbild

Als Anregung zum eigenen Bibelstudium sind im Folgenden einige Begebenheiten aus der Apostelgeschichte aufgelistet, wo das Evangelium verkündet
wurde und Menschen sich bekehrten. Ich empfehle, folgende Punkte besonders herauszuarbeiten:


1) Was ist der Inhalt der jeweiligen Verkündigung? Welche Ausdrücke gebrauchten die ersten Christen in ihrer Verkündigung?
2) Welche Methode wurde jeweils angewendet? (Worte/Musik/Theater/...?)
3) Wozu riefen die Apostel ihre Zuhörer auf? (Wozu forderten sie sie auf; was erwarteten sie von ihnen?)
4) Wie reagierten die Zuhörer? Was haben diejenigen genau getan, die der Botschaft Glauben schenkten?


Apg 2,37-41: Pfingstpredigt des Petrus
Apg 3,17 – 4,4: Petrus in der Säulenhalle des Tempels
Apg 5,29-33: Petrus vor dem Hohen Rat
Apg 7,2-60: Stephanus
Apg 8,30-38: Der Kämmerer
Apg 10,34-48: Petrus vor Kornelius
Apg 13,16-43: Paulus in Antiochia
Apg 16,14-15: Lydia
Apg 16,23-34: Gefängniswärter (speziell die Verse 30 und 31)
Apg 17,22-34: Paulus auf dem Areopag
Apg 19,1-7: Jünger Johannes des Täufers
Apg 24,14-21: Paulus vor dem Statthalter Felix
Apg 24,24-25: Paulus vor Felix und Drusilla
Apg 26,1-30: Paulus vor dem König Agrippa

Eines ist offensichtlich: In keiner dieser Begebenheiten wird ein „Nach-vorne- Kommen“ oder ein „Übergabegebet“ erwähnt.

Abschliessende Gedanken

Die Methode des „Übergabegebets“ ist nirgends in der Bibel zu finden. Ihre Verwendung führt zu Verwirrung im Verständnis des Evangeliums und zu falschen Bekehrungen.


In der Bibel gehörte stattdessen die Taufe zur Evangeliumsverkündigung, welche heute erst als späterer Schritt – wenn überhaupt – verkündigt wird.

Die Evangelikalen lehnen zwar zu Recht die römisch-katholischen Sakramente (heilsvermittelnde Rituale) ab, haben jedoch durch die Einführung des „Übergabegebetes“ ein eigenes, evangelikales „Sakrament“ geschaffen.


Unter einem Sakrament kann man eine menschliche Handlung verstehen, die eine geistliche Wirkung haben soll. In seinem Buch „Die grosse Einladung“ 16) vergleicht Erroll Hulse das Sakrament der römisch-katholischen Messe mit der evangelikalen Praxis, die Menschen zur Bekehrung nach vorne zu rufen. Beide Handlungen haben mindestens drei Ähnlichkeiten: Sie werden als sehr wichtig empfunden; der geistliche Zustand des Menschen hängt davon ab und sie bilden den Höhepunkt der jeweiligen Veranstaltung.


In der Evangeliumsverkündigung muss das Vertrauen wieder auf das Wort Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes gesetzt werden statt auf menschliche Methoden. Denn der Glaube kommt durch das Wort Gottes (Röm 10,17) und es ist der Heilige Geist, der die Menschen von Sünde überführt (Joh 16,8).

Leider ist es für viele Christen fast unvorstellbar geworden, dass eine evangelistische Veranstaltung beendet wird, ohne die Menschen nach vorne zu rufen.

Sie haben das einfache Vertrauen darauf verloren, dass der Heilige Geist das gesprochene Wort an den Herzen der Zuhörer wirken lässt und sie zum Ziel führt.

Wenn einem verlorenen Menschen Jesus Christus als gekreuzigt vor die Augen gemalt wird (Gal 3,1), so wird er auch wissen, wohin er sich wenden muss um errettet zu werden.
Bei der Evangeliumsverkündigung sollten auch biblische Ausdrücke („Bild gesunder Wort“) verwendet werden (2Tim 1,13), die heute zugegebenermassen für Ungläubige oft erklärungsbedürftig sind. Aber auch hierzu finden wir genug an Lehre und Beispielen im Wort Gottes.

Aus meiner Kritik am „Übergabegebet“ und anderen zeitgenössischen Methoden der Evangeliumsverkündigung soll nicht gefolgert werden, dass ich gegen die Errettung von Menschen und gegen die Evangelisation wäre. Im Gegenteil! Es geht darum, dass Menschen wirklich gerettet werden.

Es ist mein Wunsch, dass alle Gläubigen wieder neu die Bibel studieren (Apg17,11; Röm 4,3a) mit der Frage „Wie sollen wir das Evangelium verkündigen?“ Wir können Hoffnung haben, denn wenn wir Gottes Botschaft auf Gottes Weiseverkündigen, dann dürfen wir auch mit Seinem Wirken und echten Bekehrungenrechnen!

Fussnoten

1 Was die Hölle verschweigen will, Ray Comfort, Leuchter-Verlag, S. 11.
2 Den Daten liegen Umfragen des evangelikalen Meinungsforschers George Barna (www.barna.org) zugrunde. Der zitierte Artikel stammt von Gene Edward Veith und erschien am 6.12.2003 auf www.worldmag.com/2003/12/unbelieving_born_agains. Auf Deutsch wurden die Ergebnisse in der
Mailingliste „Apollos“ und in den Betanien Nachrichten Nr. 9 (16.12.2003) veröffentlicht.

3 Gott persönlich kennenlernen, Campus für Christus, 1993, S.12.
4 Fragen an das Leben, Nicky Gumbel, Projektion J, S. 56.

5 Vergleiche auch die ausführlichere Erläuterung dieser Bibelstelle in der Broschüre "'Jesus ins Herz aufnehmen' oder einfach glauben?" von Dennis Rokser, kostenlos erhältlich bei der Adresse auf S.2.

6 Dazu verweise ich auf die kostenlose Broschüre Wie sollen wir das Evangelium verkündigen? Ein kirchengeschichtlicher Abriss von der Reformation bis heute, Karsten Ernst, S. 15-19 und auf das Buch Revival & Revivalism – The Making and Marring of American Evangelicalism 1750-1858, Kap. 9, Iain H.Murray, Banner of Truth Trust, 1994/96.
7 Erweckung, Charles G. Finney, Verlag Gottfried Bernard, 1987, S. 273.
8 Ebenda, S.17.
9 The Great Invitation, Erroll Hulse, Evangelical Press, 1986, S. 98-99.

10 The Graham Formula S+C+F=D(.25)=B - Why most decisions for Christ are ineffective, Patrick McIntyre, White Harvest Publishing, 2005.
11 A Survey of 20th-century revival movements in North America, Richard M. Riss, S.143.
12 Näheres dazu in den kostenlosen Broschüren „Campus für Christus – ihre Botschaft und Methoden" (Charles W. Dunn) sowie „Der Revolutionär und Campus für Christus" (John E. Ashbrook), erhältlich bei CLKV.
13 The Sinner’s Prayer: Its Origins and Dangers, David Malcolm Bennett, Even Before Publishing, S. 147.

14 Come help Change the World, Bill Bright, Here’s Life Publishers, 1985, p. 28f; zitiert in „Übergabegebet” oder biblische Bekehrung?, David Cloud

15 Alpha News, Juli/Oktober 1998, S. 4.

16 The Great Invitation, chapter 7: A new evangelical sacrament, Erroll Hulse, Evangelical Press, 1986, S.104-109.

Anhang: Die Allgenügsamkeit des Wortes Gottes

„Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat...“ (2.Petr 1,3)


Die Lehre der „Allgenügsamkeit des Wortes Gottes“ (welche nicht von der Allgenügsamkeit des Herrn Jesus Christus zu trennen ist) besagt, dass wir auch heute unter allen menschlichen Umständen und Situationen im Wort Gottes alles finden, was wir für das geistliche Leben brauchen.

„Gott aber vermag jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, damit ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk.“ (2.Kor 9,8)

Die Vernachlässigung dieser Lehre hat dazu geführt, dass sich die Haltung vieler Christen zum Wort Gottes verändert hat – auch derjenigen Christen, die eigentlich noch an der Unfehlbarkeit der Bibel festhalten.


Im Bereich der Seelsorge kann dies bedeuten, dass man zusätzlich zur Bibel Hilfe bei der Psychologie sucht, oder spezielle „Okkultseelsorge“ bejaht, weil angeblich das Werk des Herrn Jesus am Kreuz nicht ausreicht.


In der Frage nach der Führung Gottes im Leben suchen Christen zusätzliche Offenbarungen, weil das Wort Gottes ihnen zu wenig ist. Oder sie öffnen sich dem Mystizismus, weil sie meinen, auf diese Weise Gott näher kommen zu können als durch das Studium des Wortes Gottes.


Im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist die Evangeliumsverkündigung betroffen. Glauben wir, dass wir in der Bibel alle nötige Information finden, um das Evangelium in unserer Zeit wirksam und gottgefällig zu verkündigen, oder denken wir, dass wir mit neuen Methoden erfolgreicher sind?


„Gebt Acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus.“ (Kol 2,8)


Wo stehen wir? Kommt der Glaube immer noch, wie in der Bibel verheissen, durch das Wort Gottes (Röm 10,17; 1.Petr 1,23) oder brauchen wir etwas Zusätzliches? Wenn wir bekennen, dass das Wort Gottes allgenügsam ist, warum wollen wir dann an zusätzlichen, unbiblischen Methoden wie dem „Übergabegebet“ festhalten? Was wir dem Wort Gottes hinzufügen, ist nicht nötig, sondern immer nur schädlich. Wir sollen „nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht“ (1Kor 4,6).


„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk vollkommen geschickt.“ (2Tim 3,16-17)

Literaturangaben

The Sinner's Prayer: An historical and theological analysis, Paul Harris Chitwood, 2001
The Sinner´s Prayer: Its Origins and Dangers, David Malcolm Bennett, Even Before Publishing, n.d. (ca. 2011)
Getting John 1:12 right: Should you invite Jesus into your heart?, Jim Elliff, Christian Communicators Worldwide, Inc., 2008 (Im Internet abrufbar unter:
www.ccwtoday.org/article/getting-john-112-right-should-you-invite-jesus-into-yourheart/)
Was ist falsch am Evangelium?, Keith Green, CMD, 2006
„Jesus ins Herz aufnehmen“ – oder einfach glauben?, Dennis Rokser, 2008
Was die Hölle verschweigen will, Ray Comfort, Leuchter-Verlag, 1991
Unscriptural Presentations of the Gospel, David W. Cloud, 1997 (früher erschienen unter dem Titel Easy Prayerism Or Bible Evangelism, 1992)
Effective Evangelism – how to turn „Greeks“ into „Jews“, Ken Ham, Answers in Genesis, 2006
Decisional Regeneration, James E. Adams, Chapel Library, n.d.
A Look at Modern Evangelistic Methods, Paul Wilson, Bible Truth Publishers, n.d.
„The Four Spiritual Laws“ vs. Paul´s Gospel, Charles Woodbridge
The Great Invitation – Examining the use of the invitation system in evangelism, Erroll Hulse, Evangelical press, 1986

Für das weitere Studium des Themas besonders empfohlen:

„'Jesus ins Herz aufnehmen' oder einfach glauben?“ – Sieben Gründe, warum Sie Jesus nicht bitten sollten 'in ihr Herz zu kommen'?“ (Dennis Rokser, 2008). Broschüre, 38 Seiten, kostenlos


„Wie sollen wir das Evangelium verkündigen?“ (Karsten Ernst). Diese Broschüre aus der Feder eines Calvinisten zeigt sehr gut auf, wie sich im Lauf der
Kirchengeschichte die Stellung des Wortes Gottes vom Zentrum an den Rand verschoben hat und wie das Vertrauen auf menschliche Methoden das
Vertrauen auf die Wirksamkeit der Predigt ersetzt hat. Auch als Nicht-Calvinist kann ich diese Abhandlung sehr empfehlen. 34 Seiten, kostenlos

„Wie aber werden sie hören? – Warum unsere Zeitgenossen das Evangelium nicht verstehen und warum wir bei der Schöpfung beginnen sollten“ (Ken Ham), Paperback, 218 Seiten; sFr. 8.90/€ 7.50


Was ist falsch am Evangelium? Keith Green, CMD 2006, Taschenbuch, 60 Seiten, sFr. 3.40/€ 2.50

erhältlich bei CLKV, Adresse siehe Seite 2