Ich hatte noch nie gelesen, was im Epheserbrief, Kapitel 2 Vers 8 steht, und hatte deshalb auch nicht begriffen, dass Gottes Gnade ein freies Geschenk ist, das man durch den Glauben bekommt. Ich meinte, dass man sich die Gnade verdienen kann. Deshalb hatte ich grosse Pläne, was ich für Gott tun wollte. In meiner jugendlichen Vorstellung hiess das, in ein Kloster einzutreten.

Eine Nonne wird begnadigt und befreit

Während meinen Teenagerjahren hatte ich grosse Mühe mit diesem Gedanken. Ich fiel in verschiedene Sünden, leichtere und schlimmere. Mit 17 hatte ich jedoch ein Erweckungserlebnis und beschloss eines Tages, nun doch meinen Traum zu verfolgen und Nonne zu werden. Vorher aber, so schien es mir, sollte ich noch so etwas wie eine Ausbildung machen und so liess ich mich an der Walsh University immatrikulieren. Dort kam ich mit katholischer Theologie in Kontakt und begann voller Eifer, griechische Philosophie zu studieren. Früher war meine Beziehung zu Christus von persönlichen Gebeten
und Bibellesen geprägt – und nebenbei auch vom Besuch der Messe. Das sollte sich nun ändern, und zwar ziemlich bald.

Sobald ich in Walsh zu studieren begann, ging ich jeden Tag zur Messe und mindestens einmal wöchentlich zur Beichte, manchmal auch mehr. Ich erkannte immer mehr, wie sündig ich war und sehnte mich danach, mich völlig Gott hinzugeben. Allerdings meinte ich, dass ich nur durch die Sakramente Sündenvergebung und Vereinigung mit Christus erreichen könnte. Ich bewunderte den Kaplan der Universität, Mönch des Dominikaner-ordens. Er war Experte für Katholische Theologie, Philosophie und Apologetik. Ich glaubte alles, was er mir über die römisch-katholische Kirche beibrachte. Mein früheres, schlichtes Bibellesen wurde nun ersetzt mit dem Studium des Katechismus, der griechischen Philosophie, der Kirchenlehre und der päpstlichen Enzykliken (=Rundschreiben der Päpste zu verschiedenen Themen). Meine persönlichen Gebete drehten sich nur noch um die Sakramente und römisch-katholische Dogmen. Ich war völlig eingenommen davon und beschloss, nach meinem ersten Studienjahr in ein Kloster einzutreten. Ich sah keinen Sinn mehr darin, mein Studium abzuschliessen, denn ich wollte mein Leben ganz der katholischen Kirche und damit Gott weihen. Wenn diese Kirche den wirklichen Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu besass, was sollte ich da noch anderes erstreben?

Der Eintritt ins Kloster

Ich wählte ein sehr traditionsbewusstes Dominikanerkloster, das auf die Eucharistie und Maria ausgerichtet war. Manchmal beteten wir dreimal am Tag gemeinsam den Rosenkranz, und wir hängten jeweils eine sehr lange, lateinische Litanei (=Wechselgebet, bei dem das Volk den Sätzen des Vorbeters immer mit den gleichen Worten antwortet, z.B. „Erbarme dich unser.“) zur Seligen Jungfrau an. Jeden Freitag gingen wir zur Beichte und wir beteten die „Hingabe an Maria“, wie sie Louis De Monfort (Französischer römisch-katholischer Priester, 1673-1716, bekannt für seine Hingabe an Maria) formuliert hatte. Wir schrieben das Gebet auf Zettel, versahen diese mit unserer Unterschrift und wiederholten jeden Tag, dass wir alle unsere Gedanken, Ängste,
Handlungen und unser ganzes Wesen Maria weihen.

In den Medien wurde unser Kloster zwar als ziemlich lebensfreudig dargestellt, aber die Wirklichkeit war steif und gesetzlich. Meinerseits glaubte ich alles, was die Kirche und das Kloster lehrten, nämlich dass wir in den Himmel kommen würden, wenn wir die von der Kirche bestätigte Ordensregel und Klosterverfassung befolgten. Wenn eine Klosterschwester starb, legte man den von ihr unterschriebenen Zettel in ihre Hand als Zeichen, dass die
Verstorbene an der Himmelspforte Gott ihre Lebensführung und ihre Gelübde vorweist. Man sagte uns, dass wir Gottes Willen nur erkennen könnten, wenn wir auf die Kirche und unsere Vorgesetzten hörten. Wenn wir dieses Leben treu führten, könnten wir sicher sein. Vielleicht müssten wir noch durchs Fegefeuer gehen, aber eines Tages würden wir den Himmel erreichen. Auch das Fegefeuer brauche uns keine Sorgen zu bereiten, allzu lange könne es nicht dauern, da ja die Nonnen mit ihrem Leben völlige Ablässe erwirken. Sie würden Messen zu unsern Gunsten lesen lassen und verschiedene Busswerke verrichten, deren Nutzen sie dann den Verstorbenen zugute kommen lassen anstatt ihn für sich selbst zu brauchen, und so könnten diese das Fegefeuer verlassen. Klingt das vertrauenerweckend?

Es war uns nicht erlaubt, mit einer anderen Klosterschwester als der Novizenmeisterin über persönliche Dinge zu reden. Sie war für uns verantwortlich. In meinem zweiten Jahr bekam meine Klasse eine äusserst unzugängliche Novizenmeisterin. Als ich ins Kloster kam, hatte ich die Vorstellung, dass man einander helfen würde, ein heiliges Leben zu führen, sich gegenseitig zu tragen und anderen Menschen nützlich zu sein. Ich wusste, dass mein Leben ganz von den Sakramenten durchdrungen sein würde und das war für mich gleichbedeutend mit „nahe bei Jesus sein.“ Ich hatte keine Ahnung von Epheser 2,8 und von der wirklich Guten Nachricht des Evangeliums. Bei meinen Terminen bei der Novizenmeisterin wollte sie vor allem über die Integration in die Klostergemeinschaft sprechen. Alles wurde analysiert, z.B. ob wir unsere Dienstanweisungen ordentlich abhefteten, keine unangebrachten Wörter brauchten, beim Stehen und Sitzen die richtige Haltung hatten, oder ob wir daran dachten, die Ketchup-Flaschen auf den Tisch zu stellen, wenn wir Servicedienst hatten. Beim Essen mussten wir auf korrekte Benehmensformen achten, ja wir bekamen sogar Knigge-Unterricht. In anderen Lektionen mussten wir mit Büchern auf dem Kopf herumgehen, um zu demonstrieren, ob wir es konnten.

Jeder Regelverstoss wurde nicht nur in unserem wöchentlichen Meeting mit der Novizenmeisterin besprochen, sondern auch in einer wöchentlichen Zusammenkunft der Klostergemeinschaft, dem sog. „Fehlerkapitel“. Davon durften wir weder unseren Familien, noch irgendjemandem ausserhalb des Klosters erzählen, auch nicht dem Klosterkaplan oder anderen Priestern, die das Kloster besuchten. Der Sinn des „Fehlerkapitels“ wurde darin gesehen, dass man vor der ganzen Klostergemeinschaft Reue zeigte für begangene Zuwiderhandlungen gegen die Klosterverfassung oder die Ordensregel des Hlg. Augustin oder irgendeine der Vorschriften, die in unserer Gemeinschaft galten. Wenn eine Schwester etwas zu bekennen hatte, stand sie auf und nannte ihre Verfehlungen (Dinge, wie sie oben erwähnt sind). Darauf legte ihr die Oberin gewisse Bussübungen auf und sie musste sich in einer bestimmten Weise auf den Boden legen (man bezeichnet dies als Venia). Wenn die Oberin auf den Stuhl klopfte, antwortete die Nonne oder Novizin am Boden: „Gelobt sei Gott“, worauf die nächste an der Reihe war.

Wie man sich vorstellen kann, entwickelten in diesem Umfeld auch jene, die vorher keine psychischen Probleme hatten, eine Zwangsstörung.

Ich zog mich völlig in mich selber zurück, analysierte ständig alles und hatte Angst, zur Hölle verdammt und von Gott gehasst zu sein. Während der Messe fing mein Körper an zu zittern. Der Gedanke, wegen meiner Sündhaftigkeit nicht zur Herde Gottes, sondern zu den Böcken, den Ausgestossenen zu gehören, versetzte mich in Panik. Es gab zwar Bussübungen, die man tun konnte, aber für die meisten brauchte ich eine Einwilligung der Oberin. So erfand ich meine eigenen Kasteiungen, wie eiskalt zu duschen, während ich Psalm 51 aufsagte. Klingt idiotisch, und es war es auch, aber damals meinte ich tatsächlich, dass es mir zu einem besseren Stand vor Gott verhelfe. Allerdings hatte ich nie das Empfinden von Vergebung und nie fühlte ich mich rein genug, um Gott nahe zu sein. Im Rückblick denke ich, dass ich kurz vor einem geistlichen und seelischen Zusammenbruch stand; ich bestand nur noch aus Angst. Ich hatte den Eindruck, dass meine Gebete Gott nicht gefielen, dass ich die Beichte nie vollständig und korrekt ablegte und dass ich nur noch an einem dünnen Faden über der Hölle hing, der jederzeit reissen konnte.

All dies sagte ich dem Priester während der Beichte; auch dass ich sogar den Besuch der Messe fürchtete, weil ich mich dort besonders stark von Gott abgelehnt fühlte. Der Priester wollte mich treffen um mit mir zu reden und mich zu beraten, aber meine Vorgesetzte erlaubte es nicht. Wir mussten für alles um Erlaubnis bitten und meistens war die Antwort negativ.

Vielleicht, dachte ich, könnte ich Frieden finden, wenn ich eine Lebensbeichte ablegte. Man beginnt dabei mit der allerersten Erinnerung und geht von dort aus den Sünden seines ganzen Lebens entlang. Ich legte diese Beichte ab, hatte aber gleich danach den Eindruck, es falsch gemacht zu haben. Sobald sich die Tür des Beichtstuhls hinter mir geschlossen hatte, kamen mir weitere Sünden in den Sinn. Ich bat meine Novizenmeisterin um Erlaubnis, es nochmals zu tun, aber sie sagte Nein. Sie versuchte mich aber zu beruhigen, dass meine Sünden vergeben worden seien, wenn ich die Absicht hatte, alles zu beichten. Ausser natürlich im Fall einer Todsünde; wenn es um eine solche gehe, solle ich sie bei der nächsten Beichte bekennen. Ich wurde ganz neurotisch wegen dieser Sache. Ich sagte mir: Da ich mich weder an alle meine Absichten, Handlungen oder Gedanken während meines ganzen Lebens erinnern noch wissen kann, ob Todsünden darunter sind, beichte ich am besten alles als Todsünden. Ich fühlte mich zu diesem Vorgehen gedrängt, auch wenn meine Sünden nicht Todsünden im Sinn der drei Kriterien waren, die dafür festgelegt wurden. Ich dachte, dies sei der sicherste Weg um Gewissheit der Vergebung zu erlangen. Nach einigem Zögern erlaubte mir der Priester – entgegen dem Wunsch meiner Vorgesetzten – meine Lebensbeichte zu wiederholen. Aber wie zu erwarten war, dachte ich danach erneut, es nicht richtig oder vollständig genug getan zu haben. Manchmal wachte ich um zwei Uhr morgens in Panik auf, verschwitzt, zitternd und voller Angst.

Der Abschied vom Kloster

In meinem dritten Jahr [als Novizin], wurde ich in unser Kloster in Indiana, USA verlegt. Das brachte mir eine unglaubliche Erleichterung, denn die dortige Novizenmeisterin war menschlicher und zugänglicher. Ich traf einige Priester aus dem Franziskanerorden, die eine neue Pfarrei aufbauten und einen glücklichen Eindruck machten. Sie erzählten uns von den verschiedenen Methoden, mit denen sie das Evangelium zu verbreiten und Menschen zu gewinnen versuchten. Sie halfen den Armen und betrieben Suppenküchen usw. Mir wurde bewusst, dass ich [im Kloster] extrem eingeschränkt war, um Menschen mit dem zu erreichen, was ich als „die gute Nachricht“ verstand. So beschloss ich wenige Monate vor dem Ablegen meiner endgültigen Gelübde, den Orden zu verlassen. Ich konnte mir nicht vorstellen, mein Leben zu verbringen, ohne je anderen Menschen dienen und mit ihnen reden zu dürfen. Dass die Sakramente und Rituale unbiblisch waren, hatte ich nicht verstanden, aber auch wenn die Motivation hinter meinem Entschluss falsch war – wenigstens brachte sie mich aus dem Kloster raus. Ich wollte Jesus nachfolgen und in alle Welt hinausgehen und die Gute Nachricht verkünden, so verzerrt meine Vorstellung von der „guten Nachricht“ damals auch war.

Ich trat also aus, aber voller Unruhe, denn meine Gedanken sagten: Wenn du nicht mehr im Kloster bist, kannst du nicht mehr genau wissen, was Gottes Wille für dich ist. Ich bat also die Oberin um Rat, was ich denn nach dem Austritt tun solle. Sie schlug vor, dass ich eine Arbeitsstelle mit alten Menschen oder Kindern suche.

Es schien mir angebracht, ihren Rat zu befolgen, schliesslich hielt ich ihn ja (fälschlicherweise) für „Gottes Willen, der mir durch meine Vorgesetzte zugesprochen wurde.“ Einen Tag nach dem Verlassen des Klosters fand ich Arbeit in einem Seniorenzentrum, ganz nahe von wo ich wohnte. Der Austritt war ein grosser Sprung, denn man gibt bei einem Klostereintritt alles Vermögen und sämtliche persönliche Habe ab. Ich konnte weder ein Auto noch einen Fünfer mein eigen nennen. Meine Oberin in Indiana hatte angeboten, mir Geld aus der Gemeinschaftskasse mitzugeben, aber ich nahm es nicht an und bat stattdessen Gott, mich durchzubringen. Ich lehnte das Angebot deshalb ab, weil die oberen Vorgesetzten ganz grob davon gesprochen hatten, welch grosser Kostenfaktor wir [einzelnen Nonnen] für sie seien. Ich wollte in Frieden gehen. Mich drückte viel mehr, dass ich zu Hause eine schwierige Situation antreffen würde, war doch die Ehe meiner Eltern am Zerbrechen.

Wieder zu Hause

Gott sorgte wirklich für mich, und meine Familie half mit, dass ich wieder auf die Füsse kam. Mein Grossvater kaufte mir ein neues Auto und ich hatte alles, was ich brauchte. Schon bald nach dem Arbeitsantritt gab man mir die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit. Ich selber glaubte nicht, dass ich lange dort bleiben würde. In meiner Freizeit besuchte ich verschiedene Klöster um eines zu finden, das den Menschen diente. Ich war unruhig, denn wie konnte ich je die Gewissheit haben, Gottes Willen zu tun, wenn nicht eine Vorgesetzte oder die Kirche es mir diktierte? Ich erinnere mich, wie ich an einem Sommertag im Haus meines Vaters sass und die Füsse in seinem Pool kühlte, das Herz erfüllt von dem einen Gebet: „Gott, zeige mir, was ich tun soll.“ Unversehens kam mir eine Bibelstelle in den Sinn, wo ein reicher junger Mann Christus fragte: „Was muss ich tun, um das Reich Gottes zu
ererben?“ Mir wurde klar, dass ich nur Sicherheit und Frieden finden konnte, wenn ich Christus nachfolgte. Ich verstand zwar nicht, was es bedeutete, Christus nachzufolgen, aber irgendwie fühlte ich mich erleichtert.

Ich besichtigte verschiedene Klöster, aber irgendetwas hielt mich davon ab, um Aufnahme zu bitten. So beschloss ich, die Arbeit im Seniorenzentrum zu meinem Dienst zu machen, speziell auch die Begleitung sterbenskranker Menschen. Es war jedoch nach wie vor mein Wunsch, meine Gelübde abzulegen und mich ganz Gott zu weihen, aber ich wusste nicht, wie das geschehen könnte.

Ich wurde erneut befördert und war nun verantwortlich für das ganze Heim. Deshalb besuchte ich Weiterbildungskurse in Columbus. Die Besitzer des Heims boten mir eine Wohnung innerhalb des Zentrums an, denn sie hatten gesehen, dass ich viele Nächte bei sterbenden Bewohnern verbrachte, mit ihnen betete und ihre Familien mit meinen sehr begrenzten Möglichkeiten unterstützte. So zog ich ein und richtete mein Leben ganz auf diesen Dienst aus.

In diesem Heim kam ich in nahen Kontakt mit echten, bibelgläubigen Christen. Wenn ich die Aktivierungsabteilung besuchte, erlebte ich oft, wie mit den alten Menschen gebetet und über Christus gesprochen wurde. Fran, die die Aktivierungstherapie leitete, stellte die Lehren der römisch-katholischen Kirche in sehr höflicher, fast unmerklicher, aber doch deutlicher Weise in Frage. Ich habe sie immer zurückgewiesen, und versucht, mit den Techniken, die ich im Apologetikstudium gelernt hatte, meine Glaubensüberzeugungen zu verteidigen. Einmal fragte sie mich, ob ich wisse, dass ich in den Himmel kommen werde, und wenn Ja, wie ich hineinkommen und was ich zu Christus sagen werde. Arrogant wie ich war, zitierte ich den Vers aus Psalm 19, wo es um Bewahrung vor Hochmut geht [Vers 14]. In meinen Augen war es hochmütig zu meinen, man könne jemals sicher sein, in den Himmel zu kommen. Das Thema hat mich noch ein paar Tage beschäftigt, doch dann verdrängte ich es und liess mich wieder von meinem geschäftigen Leben in Beschlag nehmen.

Dann kam Bob Majetich vorbei, ein Pastor aus der Nachbarschaft, der das Heim im Blick auf seinen Vater anschauen wollte. Am Ende des Rundgangs begann er freundlich, einige katholische Lehren in Frage zu stellen und lud mich in seine Kirche ein. Ich lachte innerlich, beschloss aber später, mich mit ihm zu treffen. Ich tat dies aus Pflicht, denn ich sah ihn als verlorene Seele, ein ehemaliger Katholik, dem die Hölle sicher war, denn er kannte die Lehre der Kirche, wies sie aber ab. Als ich ihn traf, erklärte er mir das Evangelium auf eine liebevolle, feine Art. Bei einer Tasse Tee konnten wir freundlich über alles reden. Mein Herz war damals zu verhärtet, als dass ich mich für den Inhalt der Bibelverse öffnen konnte. Als ich ging, betete ich weiter für ihn, wie er es auch für mich tat.

Und dann war da Gloria, eine Bewohnerin, die ich betreute. Sie war völlig überzeugt, dass die Bibel Gottes Wort war. Sie machte Aussagen wie: „Ist es nicht grossartig, dass wir wissen können, dass Jesus uns errettet hat?“ oder „Ich lese so gern in der Bibel; ich will wissen, wie es im Himmel sein wird.“ Ich hörte ihr zu und dachte dabei, dass ich den Bewohnern niemals meine katholischen Meinungen aufdrängen sollte. Ich tat dies auch wirklich nicht. In Glorias Zimmer waren einige Psalmen aufgehängt und wenn ich sie pflegte, nahm ich etwas von der Gegenwart Gottes wahr. Wenn sie redete, spürte ich Frieden. Ihre Angehörigen hatten denselben starken Glauben, und es kam vor, dass wir zusammen beteten. Cindy, Glorias Tochter, gab mir ein Buch von Sinclair Ferguson mit dem Titel „Ichthus“. Ich nahm es freundlich an, las es aber nie. Als Gloria schwächer wurde, las ich ihr verschiedene Bibelstellen vor, auf ihren Wunsch hin auch das Johannesevangelium. Ich erinnere mich, wie die Worte viel kraftvoller waren als je zuvor. Und doch war ich so beschäftigt und für so vieles verantwortlich, dass ich anschliessend nicht gross darüber nachdachte.

Ich gebe meine Stelle auf

Wieder kamen Ängste auf und mir wurde bewusst, dass ich trotz meiner hingebungsvollen Arbeit keinen Frieden hatte. Ich beschloss, meine Arbeitsstelle aufzugeben und mich nur noch dem Gebet und der Schule zu widmen. Die Eigentümer des Heims waren unglaublich entgegenkommend und boten mir viele Möglichkeiten an. Ich schätzte alles, was sie für mich taten, kündigte aber trotzdem, denn „was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert?“ Mir kam es vor, als hätte ich Gott zurückgewiesen und müsse mich neu orientieren. Ich zog wieder nach Hause und beschloss, meinen Studienabschluss nachzuholen. Nach dem Klosteraustritt hatte ich nahtlos die Stelle im Heim angenommen und dort fünf Jahre gearbeitet. Die ersten Monate zurück an der Uni waren schrecklich, ich stellte mein ganzes Leben und das Wesen Gottes in Frage. Irgendwie schaffte ich es, gute Noten zu bekommen, aber für das nächste Semester beschloss ich eine Auszeit. Ich hatte keine Ahnung, was ich in diesen Monaten tun sollte, ich fühlte mich völlig leer.

Der Kampf gegen die innere Leere

Als mir bewusst wurde, wie leer ich innerlich war, nahm ich einen weiteren Anlauf, meine Gelübde ausserhalb eines Klosters abzulegen. Ich hoffte, es würde meinen verzweifelten Zustand beenden, wenn ich die drei Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams vor Gott ablegen könnte. Ich hatte bereits vor drei Jahren versucht, eine Erlaubnis dafür zu bekommen, bei zwei verschiedenen Bischöfen in zwei verschiedenen Diözesen. Ich hatte ihnen meinen Wunsch erklärt, in die ganze Welt zu gehen und die gute Botschaft zu verbreiten, aber sie lehnten meine Bitte ab. Jetzt hatte ich mehr Zeit und beschloss, einen übergeordneten Provinzial des Dominikanerordens aufzusuchen. Vielleicht würde er mir die Genehmigung geben, denn ich wollte mich weiterhin an die Zielsetzung der Dominikaner halten. Tatsächlich, er erlaubte mir, die Gelübde abzulegen, was ich dann auch tat. Nach der Zeremonie jedoch schien mir alles leer und bedeutungslos. Ich war fassungslos. Wie konnte es sein, dass ich mich nach all dem Aufwand, den ich für dieses Ereignis getrieben hatte, nach den Gesprächen mit den Kirchenoberen, nach so vielen Jahren bis zum Moment, wo ich meine Gelübde vor Gott aussprach, so unglaublich unbefriedigt und unerfüllt fühlte?

Ich sank in einen tief depressiven Zustand ab und hatte schwere Panikattacken. Mein Leben, meine Zukunft, Gott selber, alles wurde in Frage gestellt. Ich konnte nicht mehr schlafen, wachte ständig wieder auf und war immer tief traurig. Ich arbeitete gerade noch eine Nacht pro Woche bei einem Donut Shop. Die anderen Nächte und Tage verbrachte ich im Bett, manchmal schaffte ich es nicht einmal mehr zum Essen oder Duschen aufzustehen. Alle
Energie war weg und ich verstand nicht, wozu ich noch leben sollte. Wenn das Telefon klingelte, wollte ich nicht einmal schauen, wer es war. Wenn ich trotzdem einmal schaute, waren es meine Freunde von der Pfarrei. Sie sagten mir, dass ich aufstehen und wenigstens zur Messe gehen müsse, befand ich mich doch im Stand der Todsünde, nachdem ich die Messe schon mehrere Sonntage versäumt hatte. Ich schätzte es, dass einige sich wirklich um
mich kümmerten und viel taten um mir zu helfen. Allerdings war ich nicht mehr sicher, ob Gott überhaupt existierte und kam schliesslich zur Überzeugung, dass es ihn wahrscheinlich nicht gab, denn ich hatte ja versucht, ihm mein ganzes Leben zu weihen, aber nichts angetroffen als Leere und Chaos.

Ich war so ruhelos, und weil ich nicht schlafen konnte und Zweifel an der Existenz Gottes wälzte, fing ich an, Dokumentarfilme von Atheisten zu schauen. Als ich hörte, dass sie die römisch-katholische Kirche mit dem griechischen Heidentum verglichen, beschloss ich, die Kirche mit anderen Augen zu erforschen. Die römisch-katholischen Traditionen glichen tatsächlich den abergläubischen griechischen Praktiken mit ihren Gottheiten; dazu die ganze Sache mit der Madonna und der Unfehlbarkeit des Papstes. Ich war entsetzt und kam zum Schluss, dass es sich wirklich nicht lohnte weiterzuleben; alles, was ich geglaubt hatte, war gelogen. Ich schwankte hin und her zwischen dem Wunsch zu sterben und dem Wissen, dass
ich das nicht konnte, denn was würde nachher sein? Nicht einmal Selbstmord würde mir Frieden bringen, denn nach dem Tod kommt nichts mehr. Nichts, wofür es sich zu leben lohnt, nichts, wofür ich sterben könnte. Heute weiss ich mit Sicherheit, dass wir in unserer Seele nur höllische Finsternis und Verzweiflung antreffen, solange nicht Christus uns seine freie Gnade schenkt. Es gibt keine Worte für die tiefe Dunkelheit, die mich in ihrem Griff hielt. Doch der Herr war daran, mich in seiner unendlichen Barmherzigkeit und durch seine kostenlose Gnade aus dieser Grube herauszuziehen. Es gab wirklich gar nichts, was ich selber zu dieser Rettungsaktion hätte beitragen können. Damals merkte ich zwar noch nichts von Gottes Wirken, doch seine Gnade trieb mich an, die Suche nicht aufzugeben.

Ich rief Fran an (die Leiterin der Aktivierung, mit der ich mich befreundet hatte), aber ich sagte ihr nicht, wie es mir wirklich ging; nur dass ich meine Gelübde vielleicht nicht einhalten könne und dass ich nicht wisse, was Gott von mir wolle. Sie war sehr nett und lud mich ein, sie in ihrem Haus zu besuchen. Wir gingen darauf auch ein paar Mal gemeinsam Abend essen, aber ich war nicht wirklich ehrlich zu ihr. Wenigstens konnte ich mit ihr über die gemeinsamen Erfahrungen im Seniorenzentrum sprechen. Um etwas von meinem – fehlenden – Glauben zu sagen, fehlte mir der Mut. Aber ihre echte Anteilnahme und Liebe bedeuteten mir viel. Sie zitierte auch immer Worte aus der Bibel. Ich machte mit meinen eigenen Nachforschungen weiter, denn ich hatte zu sehr Angst, mit jemandem offen über irgendetwas zu reden. In den römisch-katholischen Lehrbüchern und im Katechismus finden sich auch Bibelstellen, aber nicht im Zusammenhang. Gottes Gnade motivierte mich, diese Bibelstellen in der Bibel nachzuschlagen, wodurch ich merkte, dass die Kirche sie verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen hatte. Ich konnte kaum fassen, dass ich mein Leben einer solchen Institution anvertraut hatte. Wenn ich dann die Verse wieder in der Bibel nachlas, spürte ich Frieden und merkte, dass ich weiterhin auf diese Weise prüfen musste.

Gottes Geist führt mein Suchen

Während ich nun viel Zeit mit der Bibel verbrachte, begann sich die dunkle Wolke, unter der ich so lange gelebt hatte, zu lichten. Die Last auf meinen Schultern fühlte sich nicht mehr so schwer an und verschwand schliesslich ganz. Ich kam zur Überzeugung, dass es Gott wirklich gab und dass er mit Liebe auf mich blickte. Während einigen Monaten besuchte ich eine Orthodoxe Kirche, aber etwas stiess mich ab. Sie glaubten zwar nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes, die unbefleckte Empfängnis Mariens oder das Fegefeuer, aber irgendetwas ging trotzdem nicht. Was nun? Damals hatte ich bereits die Überzeugung gewonnen, dass die einzige zuverlässige Grundlage und Autorität die Bibel war. In meinen Nachforschungen hatte ich herausgefunden, dass es Päpste gab, die sich für die Unfehlbarkeit des Papstes aussprachen und andere, die das Gegenteil lehrten. Beide sprachen dabei „ex cathedra“, was ja angeblich bewirkt, dass eine päpstliche Aussage unfehlbar und von Gott gegeben ist. Die Unfehlbarkeit des Papstes (wenn er ex cathedra redet) steht aber nicht nur im Widerspruch zur Schrift, von der Paulus sagt, dass wir nicht darüber hinaus gehen sollen, sondern sie ist
eines der vielen Beispiele, wo die katholische Tradition sich selber widerspricht und auch logisch nicht nachvollziehbar ist. Als Papst Johannes XXII in seiner Enzyklika Quia Quorundam (1324 n.Chr.) über die Unfehlbarkeit des Papstes schrieb, erklärte er jeden für verdammt, der diese Lehre vertrete. Ein paar Hundert Jahre später kam ein anderer Papst und forderte, dass alle diese Lehre annehmen und glauben müssen; jeder der es nicht tue, sei ewig
verdammt. Können sie beide Recht haben? Die einzige unfehlbare Wahrheit ist die Heilige Schrift und sie spricht selber darüber. Jesus sagte: „Die Schrift kann doch nicht ausser Kraft gesetzt werden“ (Johannesevangelium 10,35). Und Paulus schrieb in 1.Korinther 4,6: „Das aber, meine Brüder, habe ich auf mich und Apollos bezogen um euretwillen, damit ihr an uns lernt, in eurem Denken nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht.“ Je mehr ich mich mit all den katholischen Dogmen auseinandersetzte, desto lebendiger wurde mir die Heilige Schrift und sie durchdrang mein Innerstes. Die Gnade hatte mein Herz gewonnen.

Auf meiner Suche nach Informationen stiess ich schliesslich auf den Youtube-Kanal von Berean Beacon mit Richard Bennett (Sein Zeugnis findet sich im Buch Von Rom zu Christus Band 2, Nr. 50). Seine Sendungen waren enorm hilfreich, denn er verglich all die römisch-katholischen Dogmen mit der Bibel. Ganz speziell getroffen hat mich seine Auslegung zum Epheserbrief 2,8 und zum Hebräerbrief. Ich nahm mir Zeit um diese beiden Bibelbücher selber durchzulesen. Welcher Friede und welche Freude erfüllten mich, als ich verstand, dass Christus sein Opfer ein für allemal dargebracht hatte und dass es nicht nötig ist, dass ein Priester dieses vollkommene Versöhnungsopfer immer wieder neu vollzieht, egal ob sie es „blutig“ oder „unblutig“ nennen. Es ist nicht nur nicht nötig, sondern gar nicht möglich, ja es ist lästerlich. Es wurde mir klar, dass ich lebenslang eiskalt duschen oder andere extreme Bussübungen erfinden und vollbringen, immer zur Messe gehen und an jedem Ritual teilnehmen könnte und doch weder mich selbst erretten noch irgendjemanden aus dem Fegefeuer (welches es gar nicht gibt) holen würde. Zudem könnten diese Werke auch die „zeitlichen Strafen“ für meine Sünden nicht abzahlen. Nur Gottes Gnade, die wir im Glauben annehmen, kann das bewirken. Dem vollständig genügenden Opfer des Herrn Jesus Christus kann nichts hinzugefügt und nichts weggenommen werden. Alle meine extremen Opferversuche und Busswerke waren in Gottes Augen wie schmutzige Kleider und ein Schlag ins Gesicht Jesu, der für uns gestorben ist. Er hat den Vorhang zerrissen und durch ihn haben wir Frieden mit Gott. Er ist der einzige Mittler, es braucht keinen anderen. Im Johannesevangelium 14,6 steht: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“

Ich wollte nun unbedingt mit Richard sprechen und suchte seine Kontaktdaten. Schliesslich kamen wir in Kontakt und er hat sich als unbeschreiblich grosse Hilfe erwiesen. Zu allen meinen Fragen hatte er bereits intensiv geforscht und die Resultate auf Youtube oder in Büchern veröffentlicht. Wenn es doch vorkam, dass ich ihm eine Frage stellte, zu der er noch nichts veröffentlicht hatte, sagte er mir, dass er alles nötige Quellenmaterial in der Bibel habe. Bald darauf erhielt ich die Antwort. Es war eine grosse Erleichterung für mich, dass jemand verstand, was ich durchmachte auf dem Weg aus der Finsternis hin zu Gottes wunderbarem Licht. Jeder Lebensbereich wurde von einer Geborgenheit und Sicherheit erfüllt, wie ich es nie für möglich gehalten hatte. Das grösste aber war die Beziehung zu Christus, die für alle Ewigkeit sichergestellt war.

Endlich Frieden

Keine Kirche kann uns Errettung geben, und doch merkte ich, dass es wichtig ist, Gott in der Versammlung seiner Treuen anzubeten und der Verkündigung seines Wortes zu lauschen. Zudem hatte ich viele Fragen und es gab noch so viel zu lernen. Ich wollte nicht ständig und wegen allem Richard in den Ohren liegen (Zu diesem Zeitpunkt war Richard bereits schwer erkrankt. Kurz darauf, am 23.9.2019, ging er indie Ewigkeit. (Hinweis der Herausgeber)). und so kam ich auf die drei Menschen zurück, die mir im Seniorenzentrum als erste das wahre Evangelium gebracht hatten. Da war die Leitende Aktivierungstherapeutin Fran King, die Bewohnerin Gloria Chrzan und die Familie Rothenbuhler – und Pastor Majetich. Du bist vielleicht erstaunt, warum ich an dieser Stelle so ins Detail gehe, aber es steht geschrieben, dass der Glaube aus der Verkündigung kommt, „die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Römerbrief 10,17). Deshalb will ich erzählen, wie sie mir Gottes Wort mitgeteilt haben, und wie mutig sie davon geredet haben. Gottes heiliger Geist hat sie geführt. Gottes Wort kommt nie leer zurück.

Als erstes kontaktierte ich Pastor Majetich. Seine Frau und er haben mich sehr ermutigt und unterstützt. Ich bin so dankbar für die Zeit, die sie sich nahmen, um meine Fragen zu beantworten, mir zu helfen. Sie ermöglichten mir den Anschluss an ihre ungeheuchelten, in der Bibel gegründeten Gottesdienste und Bibelstunden. Sie besorgten mir eine wunderschöne Studienbibel. Bis zu diesem Tag sind sie mir eine grosse Ermutigung, Inspiration und Quelle der Erkenntnis.

Auch mit Fran King nahm ich wieder Kontakt auf, und dieses Mal erzählte ich ihr ehrlich, was in mir vorging. Abgesehen von einem meiner Onkel, der ein paar Mal mit mir über die Bibel geredet hatte, war Fran die erste Person, die den Samen des wahren Evangeliums in mein Herz gepflanzt hatte. Während sechs Jahren hatte Gott sie auf eine besondere Art gebraucht, um nach und nach einzelne Samenkörnchen aus der Heiligen Schrift in mein Herz zu streuen. Obwohl ich die ersten fünf Jahre nicht hören wollte, was sie sagte, gab sie nicht auf, betete weiter für mich und traf sich bei vielen verschiedenen Gelegenheiten wieder mit mir. Ihr Ehemann Peter ist auch Pastor, und es war so schön, dass ich sie jetzt beide treffen und mit ihnen über die Bibel reden konnte. Ihre Freundschaft ist ein grosses Geschenk für mich. Sie sind mir ein eindrückliches Beispiel, was es heisst, mit Christus zu leben; ihr Vertrauen und ihr Glaube ist fest in der Heiligen Schrift verankert.

Als nächstes beschloss ich, mit Cindy Rothenbuhler Kontakt aufzunehmen. Sie ist die Tochter von Gloria und ich wusste, dass ihre Familie tief in der Heiligen Schrift verwurzelt war und einen starken Glauben hatte. Ich wählte die Nummer, hörte den Summton – und hängte auf. War es nicht völlig schief, jemanden anzurufen, die ich nur über die Pflege ihrer Mutter kannte, die inzwischen verstorben und bei Jesus war? Dazu arbeitete ich ja gar nicht mehr in jenem Heim. Doch Cindy rief zurück, ganz erstaunt, dass ich versucht hatte, sie anzurufen. Beinahe hätte ich behauptet, ich hätte mich verwählt, aber ich wollte nicht lügen und so fing ich an zu erzählen. Ihre Stimme strahlte Frieden und Freude aus, als sie mir verschiedene Heilswahrheiten erklärte und Bibelworte zitierte. Sie lud mich zum Abendgottesdienst der Parkside Church ein, wo Alistair Begg als Hauptpastor dient. An jenem Abend sollte aber einZu diesem Zeitpunkt war Richard bereits schwer erkrankt. Kurz darauf, am 23.9.2019, ging er in die Ewigkeit. (Hinweis der Herausgeber). Gastprediger sprechen, das angekündigte Thema war Philipper 1,6. Zuerst lehnte ich ab, aber sie sagte, falls ich meine Meinung ändern sollte, dürfte ich es ihr gerne sagen. Ich änderte meine Meinung, denn irgendetwas drängte mich dorthin, und dieser Abend hat mein Leben für immer verändert. Das Ganze war einfach Gottes Führung; alles, was der Prediger sagte, beantwortete Fragen, über denen ich seit Monaten gebetet hatte. Nie können Worte die Erleichterung und den Frieden beschreiben, die ich während seiner Predigt über diese Verse erlebte. Seither besuche ich auch diese Zusammenkünfte. Cindy und ihr Mann haben sich viele Sonntagvormittage und -abende Zeit genommen, um meine vielen Fragen zu beantworten. Sie kauften mir auch den Moody Bibelkommentar. Ich bin so dankbar für ihre fortwährende Freundschaft und Anleitung. In der Parkside Gemeinde gibt es ganz verschiedene Angebote zum Bibelstudium, zur Anbetung und zur Gemeinschaft. Alles ist wirklich biblisch begründet und ich sauge alles auf wie ein Schwamm. Ich war beeindruckt, wie persönlich man mit mir umging, wie man nachfragte, welchen Hintergrund ich habe und wie zielstrebig sie mich mit Pastor Mickey Aquillino, einem ehemaligen Katholiken, in Verbindung brachten. Was er auf meine Fragen antwortete, war genau auf meine Situation zugeschnitten, seine Geduld und Freundlichkeit inspirierten mich. Er empfahl mir ein grossartiges Buch von William Webster mit dem Titel „Salvation, the Bible and Roman Catholicism“ [dt. „Errettung, die Bibel und die römisch-katholische Kirche“] (The Banner of Truth Trust, 2009). Mit grosser Freude schloss ich mich der Bibelklasse an, die er jeden Sonntag vor dem Gottesdienst leitet.

Wenn ich zurückblicke, sehe ich, wie Gott mir für jeden Schritt auf dem Weg seine freie Gnade geschenkt hat. Ich sehe seine Allmacht und Weisheit bei allem, was er mich erleben liess, Verzweiflung wie Freude. Mit dem Apostel Paulus kann ich sagen: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (2. Korintherbrief 5,17). Diese unverdiente Gnade bewirkt eine fortwährende Veränderung, und auch wenn ich noch oft falle, ist Gott immer da und bringt mich zur Umkehr. Voller Ehrfurcht stehe ich vor der Macht und Unfehlbarkeit seines Wortes und erlebe die Freude, ihn mit anderen Gläubigen anzubeten. Mir fehlen die Worte um meine Dankbarkeit gegenüber den Menschen auszudrücken, die Gott mir auf den Weg gestellt hat. Mögen wir alle von ihrem Vorbild lernen und nie ermüden, die gute Botschaft von Jesus mit anderen zu teilen, egal ob sie es anzunehmen scheinen oder nicht. Denn es ist genau so, wie es im Römerbrief 10,14 steht:

„Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen Verkündiger? Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden? Wie geschrieben steht: ‚Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes verkündigen!’“

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