Ich entstamme einer katholischen Bauersfamilie aus Niederösterreich und bin eng mit dem pfarrlichen Leben aufgewachsen. Mit sechzehn Jahren wurde ich durch eine entscheidende Frage wachgerüttelt: „Was ist die Bedeutung deines Lebens, wo gehörst du hin, wo findest du deinen Platz in der Gemeinschaft der Menschen?“
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Du musst Jesus aufnehmen. Meine Frage aber war: „Wie soll das geschehen? Tat ich dies nicht schon in den Sakramenten?“ Zu meinem Erstaunen fand ich in der Schrift keine Anweisungen über Sakramente, wohl aber, dass wir Jesus im Glauben aufnehmen sollen
Das Vertrauen zu Jesus und seinem Wort brachte mich auf den Weg, auf dem ich durch die Nähe und Führung des Herrn reich beschenkt bin. Es bewahrheitet sich das Wort: „Wohl dem, der … seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht.
… Alles, was er tut, gerät wohl“ (Aus Psalm 1,1-3).
Ich entstamme einer katholischen Bauersfamilie aus Niederösterreich und bin eng mit dem pfarrlichen Leben aufgewachsen. Mit sechzehn Jahren wurde ich durch eine entscheidende Frage wachgerüttelt:
„Was ist die Bedeutung deines Lebens, wo gehörst du hin, wo findest du deinen Platz in der Gemeinschaft der Menschen?“ Ich spürte, dass dies die wichtigste Frage für mich war. Ich wollte die Antwort finden. Ich ahnte sofort, dass nur Gott mir diese Antwort geben konnte, ging in meine Kammer, kniete nieder und betete: „Jesus, zeig mir, was die Absicht Gottes mit mir ist. Ich möchte mein Leben nicht verfehlen.“ Sodann schlug ich eine Pius Parsch Bibel auf und begann zu lesen:
„Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich … liebst du mich mehr als die andern?“ (Johannes 21,15).
Diese Worte Jesu waren in meine Situation hineingesprochen und waren seine Antwort für mich. Seine spürbare Nähe machte mich betroffen und selig zugleich. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich auf eine Weise von Gott angesprochen, wie ich es nur im biblischen Zeugnis kenne. Ich merkte, er hat sich geoffenbart und mir Weisung fürs Leben gegeben. Ich erkannte, dass er mein Leben in die Hand genommen hatte und mich leiten würde. Ich gehörte nun ihm und stand damit unter seinem liebevollen Schutz. Vor diesem Hintergrund fragte er mich nach meiner Liebe zu ihm. Er verlangte keine grossen Leistungen von mir, die mich überfordern könnten. Es ging allein um meine Verfügbarkeit für ihn.
Weg vom Angesicht des Herrn
Wie von einer anderen Welt erwacht, begann ich meinen Gedanken nachzugehen. Damit wandte ich meine Aufmerksamkeit von Jesus weg und war mit meinen Überlegungen wieder allein. Ich zog aus dem Erlebten den Schluss, Pfarrer werden zu sollen. Dabei war mir nicht wohl zumute. Ich fürchtete das Studium und die Einsamkeit in der Ehelosigkeit, die von der katholischen Kirche abverlangt wird. Aber alles kam ins Rollen. So beschritt ich diesen Weg über die Aufbaumittelschule in Horn und das Priesterseminar in St. Pölten. Immer mehr prägte mich nun die Haltung: „Du musst etwas aus dir machen, du arbeitest an deiner Berufslaufbahn, auf der man es weit bringen kann.“ Der Herr konnte mir dabei kaum zu Herzen sprechen, er bekam keinen Zugang mehr zu meinen tiefsten Bestrebungen. Ich hatte mein Leben wieder selbst in die Hand genommen. Der Preis dafür war tiefe Einsamkeit – auch von Jesus. Wenn ich betete, bekam ich kein lebendiges Wort wie am Anfang.
Am 29. Juni 1963, dem Fest Peter und Paul, wurde ich zum Priester geweiht. In meiner Tätigkeit als Pfarrer von Golling an der Erlauf (Österreich) bildete ich für die vielen Aufgabenbereiche Mitarbeiter heran. Die Kirche liess ich künstlerisch ausgestalten und erreichte, dass ein Pfarrzentrum und Pfarrhaus gebaut wurde. Das Ansehen der neugegründeten Pfarre wuchs und mit ihr auch die Wertschätzung des Pfarrers unter den Leuten.
Ausschau nach dem Herrn
Mit den Jahren suchte ich wieder die Stille, und die Frage vom Anfang kam zurück: „Was ist die Absicht Gottes mit dir?“ Vieles verlor an Anziehungskraft. „Hat das, was ich bisher getan habe, Bestand?“ Paulus sagt: „Einen anderen Grund kann niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ – Und womit baue ich?
„Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen“ (1.Korinther 3,11-14). Und Jesus sagt: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5). Paulus bekennt: „Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1.Korinther 2,4-5).
Diese Kraft Gottes fehlte mir – die Kraft des Heiligen Geistes. Erwartungsvoll nahm ich im Mai 1976 an einem Seminar über das Wirken des Heiligen Geistes teil. Ich freute mich über die Frische und Unmittelbarkeit der Gebete. Und zu meiner Verwunderung wuchs in mir eine bleibende Gewissheit, dass Gottes Zusagen für mein Leben richtungsweisend sind. Es fügte sich alles in eine Ordnung, in der Frieden und Freude gedeihen konnten.
Jesus aufnehmen
Der Schlüssel zu dieser neu entdeckten Wirklichkeit war: Du musst Jesus aufnehmen. Meine Frage aber war: „Wie soll das geschehen? Tat ich dies nicht schon in den Sakramenten?“ Zu meinem Erstaunen fand ich in der Schrift keine Anweisungen über Sakramente, wohl aber, dass wir Jesus im Glauben aufnehmen sollen: „Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Johannes 1,12). Diese Glaubensentscheidung vollzog ich in einem persönlichen Gebet.
Nun hatte ich Jesus Christus als den aufgenommen, der er für mich schon von Anfang an sein wollte. Seine friedenbringende Nähe war nun in mir. Mein Vertrauen gründet auf ihn und sein Wort. Und wenn ich mich wieder einmal ausserhalb des Geistes Christi begebe, darf ich mich unverzüglich auf Ihn hin korrigieren und meine Verfehlung vor ihm bekennen. „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1.Johannesbrief 1,9). Christus ist mein Fürsprecher beim Vater.
Das Ohr eines Jüngers
Mein Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber wuchs mehr und mehr. Es wurde nun der letztgültige Massstab für mein Glaubensleben. Es schmerzte mich, als ich erkannte, dass der eigentliche Zugang zur Erlösung durch Jesus Christus im Lauf der Jahrhunderte verschüttet worden war, indem die Kirche mit der Säuglingstaufpraxis einen falschen Weg zur Erlösung anbot. Noch während ich Pfarrer war, liess ich mich von einem Evangelisten taufen, der auf seiner Durchreise bei mir Station machte.
Auch in der Heiligenverehrung wird die direkte Hinwendung zu Gott verdeckt. Den Heiligen wird manchmal eine Ehre zugewiesen, die allein Gott gebührt. Wir stehen unter dem Schutz des Allerhöchsten, nicht unter dem Schutz von Heiligen.
Jesus ist der Weg zum Vater, nicht Maria ein Weg zu Gott. Und im Hebräerbrief wird Jesus als der alleinige Priester nach der Ordnung des Melchisedek vorgestellt. Er wurde ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen. Wie konnte ich als Priester dieses einmalige Erlösungsopfer Jesu erneuern und für andere darbringen?
Durch die Sakramente werden Menschen verleitet, auf Vermittlung von Menschen zu vertrauen, anstatt voll Glauben Jesus anzurufen. „Wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn mit dem Herzen glaubt man, um gerecht zu werden, und mit dem Mund bekennt man, um gerettet zu werden“ (Römer 10,9-10).
Des Herrn Wege
Weil ich in dieser zentralen Frage der Erlösung in der kirchlichen Tradition keine Offenheit und keine Hinkehr zum Wort Gottes finden konnte, musste ich um des Glaubensgehorsams willen die Gemeinschaft der katholischen Kirche verlassen. Am 4.11.1985 trat ich aus der Kirche aus. Ich verliess dabei nicht die Gemeinde des Herrn, sondern eine fehlgeleitete Konfession. Nachdem der Bischof gehört hatte, dass ich die Kindertaufe und das Weihepriestertum in Frage stellte, musste er mich des Amtes entheben.
Im Alter von 48 Jahren begann ich, meinen Lebensunterhalt durch Bausparverträge und später in einer Beihilfenstelle zu bestreiten. Es war ein Weg der Erniedrigung und Bewährung. Die Frage Jesu „Liebst du mich mehr als die anderen?“ wurde in dieser Zeit in seiner ganzen Tragweite aktuell. Und nur weil ich wusste, wem ich mein Vertrauen und meinen Gehorsam geschenkt hatte, konnte ich mich immer wieder für das Wort Gottes entscheiden.
Ein Jahr später heiratete ich Elsa vor dem Standesamt, und in Anwesenheit von Glaubensgeschwistern stellten wir unsere Ehe unter die Herrschaft Jesu. Gemeinsam lesen wir die Heilige Schrift und suchen die Führung des Herrn im Gebet.
Seither begegne ich immer mehr Brüdern und Schwestern im Herrn, die ähnlich wie ich eine klare Glaubensentscheidung getroffen und den Schlüssel zum Reich Gottes gefunden haben: den lebendigen Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus Christus.
Wir versammeln uns in den Häusern und Wohnungen und bilden auf der Grundlage unserer freien Glaubensentscheidung Gemeinschaft, loben Gott und halten fest an der Lehre der Apostel in Schriftlesung, an den Gebeten – wie sie uns aufs Herz gelegt werden – und am Brechen des Brotes beim Herrenmahl. Einander annehmend gehen wir in Zuversicht den Weg in die Zukunft, wissend, dass der Herr auch heute noch seine Gemeinde bauen will.
Krummnussbaum, im Herbst 2000, Johannes Ramel
Nach seiner Pensionierung hat Johannes Ramel seinen Weg zum lebendigen und rettenden Glauben an Jesus Christus in einem Buch dargelegt. Das Titelbild der ersten, unterdessen vergriffenen Auflage ist umseitig abgebildet. Die zweite Auflage trägt den Titel: „Im Aufbruch des Glaubens“, umfasst 144 Seiten, ist im Eigenverlag erschienen und beim Autor direkt zu beziehen:
Johannes Ramel, Neudastr. 10, A-3375 Krummnussbaum, Österreich, Tel. +43-(0)2757-84 31, e-mail
Laut vielen Leserbriefen hat dieses Buch schon manchen Menschen geholfen, ebenfalls zum rettenden Glauben an Jesus zu finden und ihr Leben im Licht des Wortes Gottes neu zu ordnen.