Antiker Spiegel war unklar, die Offenbarung der Bibel aber klar.
Antiker Spiegel war unklar, die Offenbarung der Bibel aber klar.

Prophetie, Zungenrede und Erkenntnis, diese drei Gaben sollen nach 1. Korinther 13, 8 aufhören: Die Liebe hört niemals auf. Aber seien es Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden.

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Aber wann ist das der Fall? Wir wollen zuerst die 3 Gaben anhand der Bibel erklären.

Was ist Weissagung?

Das Wort Weissagung wird auch mit Prophezeiung wiedergegeben. Im Griechischen ist es dasselbe Wort.

Die biblische Definition finden wir in 1. Korinther 14, 29-31: Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen es beurteilen. Wenn aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung zuteil wird, so soll der erste schweigen. Denn ihr könnt alle einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und alle ermahnt werden.  

Das Merkmal der Weissagung ist, dass Gott zum Propheten direkt redet („eine Offenbarung zuteil wird“). 

Was ist Sprachenreden – Zungenreden?

Zungenreden wird zutreffender mit Sprachenreden wiedergegeben. Denn es handelt sich um ein Reden in einer Fremdsprache, die der Redner nicht gelernt hat.

Was ist Erkenntnis?

Hier ist die Gabe der Erkenntnis gemeint, nicht die Erkenntnis des göttlichen Willens, die jedes Gotteskind hat. Es handelt sich, ähnlich wie bei der Weissagung, um ein Erkennen von göttlichen Wahrheiten, direkt von Gott eingegeben.

 

Wann hören Weissagung, Sprachenrede und die Gabe der Erkenntnis auf?

Dies drei Gaben hören auf, wenn das Vollkommene da ist. Was ist das Vollkommene – griechisch to teleion?
Das Wort to teleion kommt im NT an folgenden 17 Stellen vor:

  • Mt 5,48: «. . . sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.»
  • Mt 19,21: «Wenn du vollkommen sein willst, . . .»
  • Röm 12,2: «. . . prüfen möget, was der . . . vollkommene Wille Gottes ist.»
  • 1.Kor 2,6: «Wir aber reden Weisheit unter den Vollkommenen,. . .»
  • 1.Kor 13,10: «wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, . . .»
  • 1.Kor 14,20: «. . . am Verstande aber werdet Vollkommene.»
  • Eph 4,13: «. . . hingelangen . . . zu dem vollkommenen Manne, . . .»
  • Phil 3,15: «So viele nun vollkommen sind, . . .»
  • Kol 1,28: «. . . auf dass wir jeden Menschen vollkommen in Christo darstellen; . . .»
  • Kol 4,12: «. . . auf dass ihr stehet vollkommen und völlig überzeugt . . .»
  • Hebr 5,14: «. . . die feste Speise aber ist für Vollkommene, . . .»
  • Hebr 9,11: «. . . der grösseren und vollkommeneren Hütte, . . .»
  • Jak 1,4: «Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf dass ihr vollkommen und vollendet seid . . .»
  • Jak 1,17: «Jede Gabe und jedes vollkommene Geschenk . . .»
  • Jak 1,25: «Wer aber in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit, nahe hineingeschaut hat, . . .»
  • Jak 3,2: «. . . nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, . . .»
  • 1.Joh 4,18: «. . . die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus . . . «

An keiner dieser Stellen bezieht sich „to teleion“ auf die Vollendung, den vollkommenen Zustand im Himmel oder die Ewigkeit.

In Jak 1,25 wird dieses Wort aber für das Wort Gottes gebraucht. Das Wort to teleion kann gemäss Benedikt Peters („Wortstudie: Der Gebrauch von teleios und verwandten Wörtern im Neuen Testament“, Benedikt Peters, factum Nov/Dez 1992, S. 10-11“) die folgenden Bedeutungsinhalte besitzen:

  • sittlich vollkommen (von Personen)
  • perfekt, vollkommen (von Dingen)
  • erwachsen
  • vollständig
  • endgültig (im Gegensatz zu vorläufig)

Im Griechischen gibt es einen speziellen Begriff für die Vollendung: teleia - z.B «Vollendung der Zeitalter». Hier wird aber ein anderer Begriff verwendet! „to teleion“ ist eine treffende Beschreibung für das Wort Gottes! 

 

Das Vollkommene als Gegensatz zum Stückwerk

Vers 9 und 10: Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan.

Das Stückwerk wird als Gegensatz zum Vollkommenen gesetzt. Das wird nun oft so ausgelegt, dass unser Wissen hier auf der Erde Stückwerk ist. Nein, vielmehr sagt hier Paulus voraus, dass alle Offenbarungen Gottes an die Menschen zum vollkommenen Kanon der Bibel zusammengefasst werden. Das Stückwerk – die besonderen Gaben – werden weggetan.

Eine Offenbarung, die sich später erfüllt hat!

Die Offenbarung Gottes und unser Erkennen 

Vers 11-13: Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich das weg, was kindlich war.  Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.

Nach alten persischen Hochzeitsbräuchen wird vor dem Bräutigam ein Spiegel platziert. Sobald die Braut neben dem Bräutigam sitzt, nimmt sie ihren Schleier ab, und das Erste, was der Bräutigam im Spiegel sieht, sollte das Spiegelbild seiner zukünftigen Frau sein. Zur Zeit des Paulus hatten die Spiegel schlechte Qualität, was Paulus mit «dunkel erkennen» ausdrückt.

So erkannten die Korinther Jesus wie im Spiegel, wenn ein Bruder eine Erkenntnisrede oder eine Weissagung weitergab. Wenn hier «dunkel erkennen / sehen» steht, ist damit die schlechte Qualität der damaligen Spiegel gemeint. Das obenstehende Bild stammt aus späteren Zeiten. Das ist ein schönes Bild auf unsere Erkenntnis. Wir erkennen eine Person: Jesus! Bei Erkenntnis wird nicht an ein sachlich gedankliche Erkenntnis gedacht, sondern an ein persönliches Kennenlernen:

«dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.» Die Erklärung zu «gleichwie ich erkannt bin» finden wir voraus im Korinterbrief, 1 Korinther 8:3: «wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt. Das bestätigt uns, dass hier nicht ein Erkennen im Himmel gemeint ist, sondern wir sollen Gott hier schon lieben. Das heisst, dass wir unser Leben nach seinem Willen ausrichten. 

1. Joh. 5.20: «Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.» Es gibt die Erkenntnis als Erkennen der Lehre. In der Lehre erkennen wir den Herrn.

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind;

«Kind» ist im Griechischen wörtlich ein Unmündiger. Wenn wir den Willen Gottes nur durch begabte Propheten erkennen könnten, wären wir unmündig - wie ein Kind, das auf die Elten angewiesen ist. Wir wären immer von Offenbarungen anderen Menschen abhängig. Mit der Bibel können wir nun den Willen Gottes direkt erfahren, ohne den Umweg über einen Propheten. Ohne Bibel hätte es in der Kirchengeschichte kein «zurück zur Bibel» gegeben. 

Lukas begründet, warum er das Lukas Evangelium schrieb: 

Lukas 1,4: «damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.»

Die Heilige Schrift führt uns zu einer besseren Möglichkeit, Gottes Willen zu erfahren. So schreibt es Lukas seinem Freund Theophilus. Theophilus kannte zwar die Lehre des Neuen Testaments und trotzdem hat es Lukas für notwendig gehalten, das Evangelium in schriftlicher Form niederzuschreiben. Damit sein Freund den Herrn besser erkennen kann.

«wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan.»

Dieses «Vollkommene» - ohne Zweifel die Heilige Schrift – ist der Plan Gottes. Er stellt damit seine Offenbarung auf eine solide Basis. Wer die Bibel besitzt, kennt die Offenbarung Gottes. Er kann selber jederzeit darin forschen. Das Stückwerk ist damit nicht mehr notwendig.

«Von Angesicht zu Angesicht» - die Offenbarung Gottes für die Menschheit 

«Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.»

Es dürfte klar sein, dass Paulus hier nicht die Gaben Gottes herabsetzt, als ob wir bis zum Tod nur undeutlich den Willen des Herrn erkennen könnten. Wir werden ja in der Bibel aufgefordert, den Willen des Herrn schon hier ganz zu erkennen.

Wir wissen aus dem alten Testament, dass kein Mensch Gott den Vater sehen kann, 2Mose 33.20: «Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht!».
Im Zusammenhang mit den Geistesgaben geht es aber nicht darum, ob und wann wir den Vater sehen, sondern wie Gott uns sein Wort mitteilt.

Mehr von Gott zu erfahren, war zur damaligen Zeit nicht möglich, ausser - im Bild gesprochen -  sehen mittels eines Spiegels im Hören auf einen prophetisch begabten Bruder. Nicht direkt und persönlich – von Angesicht zu Angesicht. 

Viele schliessen aus dem Ausdruck «von Angesicht zu Angesicht», dass es sich um das persönliche Sehen des Herrn handelt – in der Vollendung.

Doch schauen wir uns die Bedeutung in der Bibel an:

  • 1. Mo 32,31 Und Jakob gab dem Ort den Namen Pniel: Denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!
  • 2. Mo 33,11 Und der HERR redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet;....
  • 5. Mo 5,4 Von Angesicht zu Angesicht hat der HERR auf dem Berg, mitten aus dem Feuer, mit euch geredet.
  • 5. Mo 34,10 Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, den der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht.
  • Ri 6,22 Da sah Gideon, dass es der Engel des HERRN war, und Gideon sprach: Ach, Herr, HERR, da ich ja den Engel des HERRN gesehen habe von Angesicht zu Angesicht!
  • Hes 20,35 Und ich werde euch in die Wüste der Völker bringen und dort mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht.

Es fällt sofort auf, dass «von Angesicht zu Angesicht» hier nie das direkte Sehen des Herrn in der Ewigkeit meint, sondern immer den persönlichen Umgang mit Ihm hier auf der Erde, ohne den Herrn wirklich zu sehen!

Die Bedeutung ist immer eine persönliche, irdische Begegnung mit dem Herrn, oft eine Begegnung mit dem Engel des Herrn - eine Bezeichnung für Jesus als Erscheinung im alteten Testeament für gewisse Personen. Bei Mose geht es um das Mitteilen des Willen Gottes. Es kann auch in einem drohenden Sinn sein (Hes 20,35). 

Dürfen wir denn alttestamentliche Bilder mit neutestamentlichen vergleichen? Sind sie nicht in einer anderen Sprache geschrieben?
Der Gebrauch von gleichen Bildern im alten und neuen Testament wird in folgendem Beispiel eindrücklich nachgewiesen:
Dan 7,25 ...und sie werden eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden. 

Worüber wird hier geredet?

Matthäus 15: Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel)..

Diese Stelle macht klar, dass Daniel von einer kommenden schlimmen Zeit redet. Und wir finden die gleichen Begriffe in der Offenbarung:
Offenbarung 12,14 Und es wurden der Frau die zwei Flügel des grossen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliege, an ihre Stätte, wo sie ernährt wird eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht der Schlange.

Die Bibel ist als eine Einheit von AT und NT zu sehen. Viele Begriffe im AT werden im NT wieder aufgegriffen. So auch mit dem Bild „von Angesicht zu Angesicht“. Das meint hier eindeutig das Reden Gottes und die Mitteilung seines Willens zu Menschen schon hier auf der Erde, wie die Beispiele aus dem AT zeigen.

 „Von Angesicht zu Angesicht“ heisst hier, direkt den Willen Gottes erfahren – in der Bibel. 

Die Erfüllung vom Aufhören der Offenbarungsgaben

Leider wissen die wenigsten Christen, dass es während etwa 1800 Jahren (bis zum Aufkommen der Charismatischen Bewegung ab 1960) die allgemein verbreitete Überzeugung in der Gemeinde Jesu war, dass die Zeichen- und Offenbarungsgaben (Prophetie, Gabe der Erkenntnis, Sprachenreden mit Auslegung) und die apostolischen „Zeichen und Wunder“ aufgehört haben. Jonathan Edwards, Georg Whitefield, C.H.Spurgeon, um nur einige wenige Namen zu nennen, glaubten alle an diese Lehre, die man im Englischen mit dem Wort Cessationism bezeichnet. 

Siehe dazu auch den Artikel „Bestätigt die Kirchengeschichte die „Zeichen und Wunder“-Bewegung?

Die Prophezeiung des Aufhörens der drei Gaben wurde in der Kirchengeschichte bestätigt.

Siehe auch unseren Blog Aufhören der Zeichen und Wunder.

Literatur zum Thema Pfingst- / Charismatische Bewegung in unserem Shop. 

Walter Oesch